Antrag: | Bezirkswahlprogramm Kreisverband Reinickendorf |
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Antragsteller*in: | Bernd Schwarz (KV Berlin-Reinickendorf) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 26.03.2021, 17:08 |
Ä29 zu A1NEU20: Bezirkswahlprogramm Kreisverband Reinickendorf
Antragstext
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Der Druck auf die bestehenden Naturräume und die Artenvielfalt durch die städtische Verdichtung ist sehr hoch. Dabei bestehen viele Möglichkeiten die bebaute Struktur durch verschiedene Bebauungstypen hinweg als Habitate für
Hier Platz für Fotos:
BT Direktkandidat
AGH Direktkandidat*innen
Spitzenteam
Inhalt:
Einband und Fotos von Kandidat*innen BT + AGH 2 Seiten
Inhaltsverzeichnis 1 Seite
Einleitung/Präambel
Kapitel 1 – Klimaschutz
Kapitel 2 – Mobilität
Kapitel 3 – Stadtplanung, Wohnen und Mieten
Kapitel 4 – Zukunft TXL
Kapitel 5 – Wirtschaft und Arbeit
Kapitel 6 – Gesundheit und Soziales: lessons learned
Kapitel 7 – Schulen und Bildung
Kapitel 8 – Jugend und Familie
Kapitel 9 - Offene Gesellschaft
Kapitel 10 – Kultur
Kapitel 11 – Beteiligung
Kapitel 12 – Bürgerservice
Einband mit Fotos BVV + Rückseite + Impressum
40 Seiten
Präambel
In Reinickendorf muss sich vieles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.
Das bedeutet nicht, dass früher alles gut war. Es bedeutet, dass der Wandel in
Gesellschaft und Politik endlich auch in Reinickendorf ankommen muss. Wir
müssen den Weg in ein klimaneutrales, solidarisches und zukunftsfähiges
Reinickendorf ebnen. Der Änderungsbedarf ist in unserem seit Jahrzehnten von der
CDU geführten Bezirk greifbar. Klimaschutz, Mobilität, Sozialpolitik, TXL,
Bildung, offene Gesellschaft: mit alten Antworten auf neue Fragen und dem
Beharren auf die gute alte Zeit ist in Reinickendorf kein Staat zu machen. Es
geht darum, auch in Zukunft in einem lebenswerten Reinickendorf zu wohnen.
Wir Bündnisgrüne stehen für diesen überfälligen Wandel im Rathaus Reinickendorf
bereit. Wir wollen mit diesem Reinickendorfer Wahlprogramm Allen ein Angebot
machen, ohne beliebig zu sein und allen Alles versprechen. Egal ob in
Reinickendorf-Ost oder in Frohnau, in Tegel oder im Märkischen Viertel. Egal ob
Frau, Mann oder Divers, mit deutschem Pass oder ohne, Hartz-IV-Bezieher*in,
Facharbeiter*in oder Unternehmer*in: wir brauchen Alle für unseren Bezirk.
Es geht darum, Reinickendorf fit zu machen für die Zukunft. Mit einer Verkehrs-
und Klimaschutzpolitik, die allen klimafreundliche, saubere und bezahlbare
Mobilität bietet und die Maßnahmen des Bezirksamts vom Klimaschutzgedanken
leitet. Mit einer Stadt- und Bezirksplanung, die ihren Namen verdient und den
jeweiligen Ortsteilcharakter stärkt. Mit einer Bau- und Wohnungspolitik, die
auch in einem wachsenden Bezirk bezahlbaren Wohnraum schafft und vor Verdrängung
schützt. Mit kreativen Ideen, damit die enormen Potentiale der Nachnutzung des
ehemaligen Flughafens TXL für einen innovativen Hochschulstandort und ein
urbanes Wohnquartier zum Wohl aller Reinickendorfer*innen genutzt werden.
Wir wollen vor allem ein soziales, familienfreundliches und solidarisches
Reinickendorf. Hierzu gehört ein gutes Schulsystem mit Bildungschancen für
alle. Und dies in gut instand gesetzten Schulen mit qualifiziertem Lehrpersonal,
mit ausreichenden digitalen Angeboten und gesundem Schulessen.
Gerade die COVID-19-Pandemie hat uns gezeigt, welche zentrale Rolle ein
leistungsfähiger bezirklicher Gesundheitsdienst hat. Diesen weiter zu stärken,
ist das Gebot der Stunde. Insbesondere Sozialraumorientierung und Prävention
sind Basis unserer Bezirkspolitik. Auch was eine offene und
diskriminierungsfreie Gesellschaft betrifft, hat Reinickendorf Nachholbedarf
und ist noch nicht im heute angekommen.
Dies alles wird uns nur gelingen, wenn wir alle auf den Weg in ein
zukunftsfähiges Reinickendorf mitnehmen. Echte Bürger*innenbeteiligung ist
gelebte Demokratie, macht bezirkliche Entscheidungen transparent, fördert die
Diskussion über die beste Idee im Bezirk und schützt vor Hinterzimmerdeals
weniger Etablierter, die jahrzehntelang Reinickendorf geprägt haben.
Unser Anspruch ist: Wer, wenn nicht wir Bündnisgrünen, sollen diesen Wandel in
Reinickendorf schaffen?
Die Zukunft ruft nach uns. Deshalb am 26. September 2021 für ein grünes
Reinickendorf. Es wird Zeit für Veränderung.
Am 26. September 2021 werden gleichzeitig der Bundestag, das Abgeordnetenhaus
Berlin und die Bezirksverordnetensammlungen gewählt. Bei diesen Wahlen haben Sie
insgesamt fünf Stimmen: 5 Stimmen für Grün.
Klima- und Umweltschutz
Der Klimawandel ist auch in Reinickendorf angekommen. Das Grün der
Reinickendorfer Wälder, Straßenbäume, Parks und Gärten ist bereits heute vor
allem durch die drei Dürresommer 2018 bis 2020 massiv geschädigt. Die Wurzeln
der Bäume finden im metertief ausgetrockneten Boden kein Wasser mehr. Der
Grundwasserspiegel auch für unser Trinkwasser sinkt deutlich. Mit den Pflanzen
geht auch die Artenvielfalt zurück.
Die Ursachen für die Klimakrise sind von Menschen gemacht. Insbesondere die zehn
Prozent Wohlhabende haben bisher sehr großzügig die zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten ihrer jeweiligen Länder für sich genutzt und damit zu einem
wesentlichen Teil die jetzt erreichte Klimakrise auf der Welt mitverursacht.
Die Folgen des Klimawandels sind aber vor allem eine soziale Frage. Es sind vor
allem die finanziell weniger gut gestellten Bürger*innen, die besonders unter
Verkehrslärm und Abgasen leiden, die sich Grünflächen mit vielen Menschen teilen
müssen und nicht mal schnell der Hitze hier an anderen Orten ausweichen können.
Nicht nur in Reinickendorf bedeutet eine ökologische Umgestaltung des
Lebensraums zugleich auch einen wesentlichen Schritt in Richtung mehr sozialer
Gerechtigkeit.
Klima- und Umweltschutz sind globale Herausforderungen, denen wir auch auf
lokaler Ebene begegnen müssen. Somit ist unser Bezirk der Ort, an dem wir etwas
tun können und müssen.
Klimaschutz – Made in Reinickendorf
Reinickendorf hinkt beim Klimaschutz hinterher und schöpft die Kompetenzen und
Möglichkeiten auf bezirklicher Ebene bei weitem nicht aus. Der Bezirk ist im
Berliner Vergleich Schlusslicht bei der Nutzung von Sonnenenergie und der
Förderung des Radverkehrs. Dabei sind gerade hier die Gestaltungsmöglichkeiten
auf Bezirksebene groß (vgl. hierzu die Kapitel Mobilität und Bauen).
Bündnisgrüne Politik im Rathaus Reinickendorf wird den klimapolitischen
Stillstand beenden. Unser Ziel ist es, Reinickendorf wie ganz Berlin bis 2035
klimaneutral zu machen, um unseren Beitrag zu leisten, dass die Erderhitzung auf
1,5 Grad begrenzt wird. Das Bezirksamt und die Verwaltung müssen vorbildhaft
vorangehen, d.h. sämtliche Maßnahmen des Bezirksamts sollten verbindlich von
Nachhaltigkeit und Klimaschutz geleitet sein. Deshalb fordern wir einen
Klimaschutzvorbehalt für alle bezirklichen Entscheidungen!
Als wichtigste Maßnahmen werden wir dafür sorgen, dass bei sämtlichen Gebäuden
des Bezirks ab sofort sukzessive, aber schnell die Energieversorgung aus Erdgas
und Erdöl beendet wird und stattdessen mit Anlagen zur Energiegewinnung aus
erneuerbaren Quellen ausgestattet und der bezirkseigene Fahrzeug- und
Maschinenpark zügig auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Mit einem
Klimaanpassungs- und Hitzeaktionsplan unter Beteiligung des Gesundheitsamtes
werden wir uns darum bemühen, die bereits heute unabwendbaren Klimawandelfolgen
zu mindern.
Bezirksgrün – auch in Reinickendorf
Umweltschutz fängt bei den bezirklichen Grünflächen an und hört im heimischen
Vorgarten nicht auf. Wir setzen uns konsequent für den Artenschutz ein.
Reinickendorfer Naturparadiese müssen als Naturschutzgebiete ausgewiesen und
besonders geschützt werden. Dem Vorbild der Tegeler Fließlandschaft, die bereits
geschützt ist, müssen weitere Naturoasen wie die bisher unzugänglichen Gebiete
am Flughafensee und die Tegeler Stadtheide folgen.
Der Bezirk wird besonders mit Regenwasser besser haushalten müssen. Entlang von
Straßen und in Parks wollen wir – wo dies räumlich möglich ist –
Wasserauffangbereiche („Regengärten“) einrichten. Dadurch entstehen
kleinräumige Schwammbereiche, die den zu erwartenden Dürreperioden
entgegenwirken.
Wir wollen in Reinickendorf „Klima-Straßen“ schaffen, in denen Bäume Schatten
spenden und für ein feuchtes Mikroklima sorgen. Zur Steigerung der
Artenvielfalt werden wir das Grünflächenamt anweisen, in den Parks des Bezirks
großflächige Bereiche für Wildblumen deutlich auszuweiten.
Wir treten vehement für die Entsiegelung von Flächen ein. Der Ersatz von Asphalt
auf Pkw-Parkspuren und Stellplätzen durch Steinpflasterung hilft der
Regenwasserversickerung zugunsten der benachbarten Straßenbäume und der
Grundwasserbildung.
Und schließlich: Zu Gunsten des Artenschutzes müssen die "Vorgärten des Grauens"
ein Ende haben. Die bezirklichen Vorgaben, Gärten gärtnerisch anzulegen, sind
konsequent durchzusetzen. Vorgärten bzw. Grundstücke mit Kies zu schottern
oder mit Kunstrasen zu belegen, zerstört die Vielfalt der heimischen Pflanzen
und bietet hiesigen Tierarten und Insekten kaum oder keine Nahrung.
Mobilität statt Verkehr
Im Verkehrsbereich muss sich in Reinickendorf vieles ändern, damit saubere,
klimafreundliche und bezahlbare Mobilität für alle möglich ist.
Reinickendorf erstickt im Stau
Verstopfte Durchgangsstraßen nicht nur zur Hauptverkehrszeit, Umfahrungen durch
Wohngebiete, zugeparkte U- und S-Bahnstationen in den Ortsteilzentren: Immer
mehr Autos verstopfen unseren Bezirk, belegen wertvolle Flächen im öffentlichen
Raum und nehmen den Menschen die Luft zum Atmen.
Das CDU-geführte Bezirksamt setzt weiter auf die autogerechte Stadt der 70er-
Jahre: Die größten Steigerungen im Bezirkshaushalt und auch bei Sondermitteln
gibt es für Straßenbau – für Autos, nicht für Fahrradfahrer*innen und
Fußgänger*innen. Das lehnen wir ab.
Wir lösen den Stau auf
Nicht nur wir Grünen wissen: Wer mehr Straßen baut, wird noch mehr Verkehr
ernten. Wer die Augen öffnet, sieht, dass die zunehmenden Mobilitätsbedürfnisse
in der wachsenden Stadt nicht mit noch mehr Kfz-Verkehr bewältigt werden können.
Dafür fehlt schlicht der Platz und ist klima- und umweltpolitisch der falsche
Weg. Wir möchten unsere Straßen als öffentlichen Raum für alle zurückerobern:
für Kinder, Ältere, Fahrrad- und Fußverkehr, als Orte der Begegnung mit
Aufenthaltsqualität und ohne Bedrohung für Leib und Leben.
Konsequenter Klimaschutz
Trotz aller Klimaziele und Ankündigungen auf allen Ebenen sind die
Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor in den letzten Jahren nicht gesunken.
Für die Ebene der Bezirkspolitik aber gilt: In keinem anderen Politikfeld können
wir auf lokaler Ebene für den Klimaschutz so viel erreichen wie im
Straßenverkehr. Wir müssen nur den Spielraum ausnutzen, den wir für
Reinickendorf haben.
Regionalverkehr auf die Schiene bringen
Reinickendorf ist der einzige Bezirk, durch den aktuell kein schienengebundener
Regionalverkehr verläuft. Pendler*innen aus dem angrenzenden Umland haben daher
kaum ein attraktives Angebot nach Berlin zur Arbeit zu kommen, ohne mit dem Auto
durch Reinickendorf zu fahren. A111 und B96 sind deshalb regelmäßig zu gestaut.
Dabei führen zwei stillgelegte Bahn-Strecken durch den Bezirk, parallel zu
diesen Haupteinfallstraßen: Die Kremmener Bahn (Strecke Gesundbrunnen-Tegel-
Hennigsdorf) und die Nordbahn (Strecke Gesundbrunnen-Wittenau-Oranienburg).
Diese Bahnlinien müssen ebenso wie die Heidekrautbahn zügig reaktiviert werden.
Nur so können wir Reinickendorf vom Auto-Verkehr der Pendler*innen entlasten.
Der schienengebundene Umlandverkehr muss deutlich verbessert werden. Hierzu
gehört auch der zügige zweigleisige Ausbau der S 25 bis Hennigsdorf, um einen
zuverlässigen 10/5-Minuten-Takt zu ermöglichen.
Deshalb ist es gut, dass die grün-geführte Senatsverwaltung nach Jahrzehnten des
Stillstands die Umlandverbindungen in Kooperation mit Brandenburg und der
Deutschen Bahn AG deutlich Verbesserungen bei den Verbindungen ins Umland plant
(i2030-Projekt – unter www.i2030.de nachzulesen). Der Bezirk muss diese Vorhaben
aktiv unterstützen.
U-Bahn, Tram und Regionalverkehr zusammen denken: Schienenanschluss für das
Märkische Viertel (MV)
Die wachsende Stadt braucht ein wachsendes Schnellbahnnetz aus U- und S-Bahnen
sowie der Straßenbahn. Nur mit dem zügigen Ausbau des elektrischen
Schienenverkehrs, der zunehmend den Einsatz von Bussen ersetzt, kann die
Mobilitätswende in Reinickendorf gelingen.
Wir Grüne haben immer die Verlängerung der Tram M1 von Rosenthal nach Wittenau
und dann weiter zum Kurt-Schumacher-Platz gefordert.
Wir freuen uns über die überfällige Reaktivierung der Heidekrautbahn, die die
Situation im MV wesentlich verändert. Die Heidekrautbahn wird das Märkische
Viertel allerdings nur am östlichen Rand mit einem Haltepunkt am Wilhelmsruher
Damm erschließen. Da sie nur eingleisig gebaut wird, ist maximal ein
Halbstundentakt möglich. Im Hinblick auf ein attraktives Angebot kann das nicht
das letzte Wort sein.
U-Bahn und Tram sind kein Gegensatz. Wir wollen beides! Die Tram sollte auf
eigenem Gleiskörper fahren, damit sie nicht im Autostau steckenbleibt, sondern
eine attraktive und schnellere Alternative bietet. Zur genauen Trassenführung
sind Alternativen zum Wilhelmsruher Damm zu prüfen. Entscheidend ist, dass Tram,
U-Bahn und Heidekrautbahn miteinander verknüpft werden, sich sinnvoll ergänzen
und so für möglichst alle Menschen im Märkischen Viertel ein Schienenanschluss
fußläufig erreichbar ist.
Fahrradnetz und sichere Fahrbahnen für Radfahrende
Die wenigen Fahrradwege sind häufig in schlechtem Zustand und entsprechen
zumeist nicht den Anforderungen des Berliner Mobilitätsgesetzes, sind nicht
sicher, enden oft vor der Kreuzung, wo man sie besonders braucht, und ergeben
auch kein Netz.
Niemand sollte Leib und Leben riskieren müssen, um in unserem Bezirk Fahrrad zu
fahren. Deshalb fordern wir sichere Radverkehrsanlagen, damit wirklich alle,
insbesondere auch Kinder und Ältere, sich sicher fühlen können, wenn sie ihre
Wege durch den Bezirk mit dem Fahrrad zurücklegen.
Unser Vorschlag für ein durchgängiges Fahrrad-Vorrangnetz liegt vor. Vorrang
heißt hier: Innerhalb dieses Netzes soll sich die Gestaltung des Straßenraums
vorrangig an den Bedürfnissen des Fahrradverkehrs orientieren und die Planung
und Umsetzung soll vorrangig geschehen. Kern unseres Vorschlags für ein
bezirkliches Radnetz ist ein „Dreieck“ sicherer, attraktiver Radverkehrsanlagen
zwischen den bezirklichen Oberzentren Kurt-Schumacher-Platz, Alt-Tegel und
Märkisches Zentrum.
Wir fordern, dass überall dort, wo der Platz vorhanden ist, Kfz-Fahrbahnen in
geschützte Radstreifen umgewidmet werden. Temporäre Radverkehrsanlagen sind ein
gutes Mittel zur Erprobung, bevor sie baulich verstetigt werden. Dies betrifft
insbesondere die Berliner Straße in Tegel, die Ollenhauer Straße bis zur S-Bahn-
Brücke, die Scharnweberstraße und die Heiligenseestraße (Waldbereich).
Kita- und Schulwege müssen sicher sein. Im Umfeld von Kitas und Grundschulen
muss der Kfz-Verkehr generell, aber insbesondere in Form von „Eltern-Taxen“ zu
Gunsten Rad fahrender Kinder zurückgedrängt werden. Hierfür fordern wir ein
absolutes Halteverbot in einem angemessenen Bereich vor den Eingangsbereichen zu
den jeweiligen Stoßzeiten.
Fußverkehr und Urbane Plätze mit Aufenthaltsqualität
Fußverkehr wird oft an den Rand gedrängt und erhält den Platz, der übrig
bleibt. Dabei sind wir alle Fußgänger*innen, und sei es nur auf dem Weg von der
Wohnungstür bis zur nächsten Haltestelle.
Straßen dürfen für den Fußverkehr vor allem in Ortsteilzentren keine Barrieren
sein, die zu weiten Umwegen zwingen, sondern brauchen in kurzen Abständen
sichere Querungsmöglichkeiten wie Fußgängerampeln, Zebrastreifen, Mittelinseln
oder Gehwegvorstreckungen.
Darüber hinaus wünschen wir uns für die Zentren der Ortsteile eine
Verkehrsberuhigung in Form von Verkehrsräumen, in denen der Fußverkehr Vorrang
hat. Das kann auch eine Fußgängerzone sein. Parken soll hier nur auf
ausgewiesenen Flächen auf das Halten zum Ein- und Aussteigen sowie zum Be- und
Entladen begrenzt werden.
Von zentralem Interesse wäre z.B. die fuß- und radverkehrsfreundliche
Umgestaltung der Berliner Straße in Tegel von der Humboldt-Bibliothek bis zu den
Borsighallen mit breiteren Gehwegen, Radfahrstreifen, Sitzgelegenheiten und
mehr Querungsmöglichkeiten oder auch die Rückgewinnung des Kurt-Schumacher-
Platzes als urbanes Zentrum.
Neue Mobilitätsdienstleistungen
Carsharing, Bikesharing, E-Roller, Poolingdienste: In Berlin sind in den letzten
Jahren viele neue Mobilitätsangebote entstanden. Aber sie müssen die
Außenbezirke erreichen, auch Reinickendorf. Viele private Autobesitzer*innen
würden gerne ihr Auto abschaffen, wenn es nur wirklich verlässliche Alternativen
gäbe.
In Reinickendorf sollten Sharing-Angebote stationsbasiert sein, damit das
Angebot verlässlich und auffindbar zur Verfügung steht. Das gilt für Carsharing
wie auch für Bikesharing. Dazu gehören Mobilitätsstationen an U- und S-
Bahnhöfen.
In Frohnau, Hermsdorf, Heiligensee, Konradshöhe oder Lübars sollte es ein
Rufbussystem geben, um verlässlich und sicher zu allen Tages- und Nachtzeiten
von den U- und S-Bahnhöfen nachhause zu kommen.
Wirtschaftsverkehr
Wirtschaftsverkehr ist vielfach notwendiger Verkehr, damit unsere Stadt
funktioniert. Aber er kann und muss effizienter und flächensparender
organisiert werden. Wir fordern: In Einkaufsstraßen und Ortsteilzentren müssen
ausreichend Liefer- und Ladezonen eingerichtet werden. Dafür müssen Parkplätze
entfallen. Auch Einzelhandel oder Gastronomie haben nichts von Dauerparkern,
die wertvolle Flächen an besonders stark frequentierten Orten blockieren.
Verkehrsberuhigung in Wohnkiezen: Kiezblocks!
Wohnstraßen sind Lebensraum. Deshalb sollten sie von Durchgangsverkehr befreit
sein, der auf den Hauptverkehrsstraßen gebündelt werden muss.
Um Wohnkieze für den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen, gibt es ein Bündel
bekannter Instrumente, die unter dem Namen "Kiezblocks" zusammengefasst
werdenund die wir endlich auch in Reinickendorf anwenden wollen:
Diagonalsperren und andere Modalfilter, gegenläufige Einbahnstraßen oder lange
Engstellen, die mehr Platz für Stadtgrün und Aufenthaltsmöglichkeiten auf die
Straße bringen. Dazu gehört z.B. auch die Einrichtung temporärer Spielstraßen
unter Mitwirkung der Anwohnenden.
Wie genau und mit welchen Mitteln Wohngebiete beruhigt werden sollen, möchten
wir für jeden einzelnen Kiez in Bürger*innen-Werkstätten mit den jeweiligen
Anwohner*innen erarbeiten.
Parkraummanagement und Parkraumpolitik
In Reinickendorf sind wichtige Zentren, U- und S-Bahn-Stationen und viele
Wohngebiete nahezu permanent zugeparkt.
Wir brauchen daher endlich auch in Reinickendorf eine zielgerichtete
Parkraumpolitik, die den öffentlichen Raum gerecht verteilt.
Gerade in Ortsteilzentren mit Einzelhandel, ob am Kurt-Schumacher-Platz oder in
Frohnau, und für Flächen rund um U- und S-Bahnhöfe brauchen wir Lösungen des
Parkraummanagements, um die Flächen besser zu nutzen. Gleiches gilt auch, wo
belebter Raum nicht bevorzugt für private Pendlerparkplätze genutzt werden
sollte.
Mit „Abzocke“ hat dies nichts zu tun. Parkraumbewirtschaftung sorgt vielmehr
dafür, dass Anwohner*innen und Kurzzeitbesucher zügig einen Parkplatz finden, so
dass unnötiger Parksuchverkehr vermieden wird. Und die maßvolle Umwandlung von
Parkplätzen schafft den dringend benötigten Raum für bessere Nutzungen, ob für
Fahrrad und Fußverkehr oder mehr Straßengrün, Aufenthalt und Spielflächen.
Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Wohnen
Wohnen und Mieten entwickeln sich zunehmend zu einer existentiellen sozialen
Frage in unserer Stadt. Viele Menschen fühlen sich durch steigende Mieten von
Verdrängung bedroht. Und wer heute eine Wohnung sucht, findet kaum etwas
Bezahlbares. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, den
Wohnungsbestand energetisch zu modernisieren, um den Anforderungen des
Klimaschutzes gerecht zu werden. Zwischen diesen Zielen bedarf es eines
Ausgleichs und die Lasten müssen gerechter verteilt werden. Denn niemand darf
aus ihrem/seinem angestammten Wohnumfeld verdrängt werden!
Gerade im Hinblick auf die wachsende Bevölkerung in Berlin müssen wir die
knappen Flächen effizienter nutzen und den ungehemmten Flächenverbrauch
stoppen. Straßen und Plätze wollen wir menschengerecht gestalten, Grün- und
Freiräume in ausreichender Zahl und Ausdehnung sichern bzw. herstellen.
Mit dem Tegeler Fließ verfügt der Bezirk über eine der schönsten und
eindrucksvollsten Naturlandschaften Berlins. Eine besondere Chance für den
Bezirk bietet die zukünftige Gestaltung der Tegeler Heide auf dem ehemaligen
Flughafengelände in Verbindung mit dem Schutzgebiet am Flughafensee sowie dem
Übergang zum Landschaftspark und Schumacher-Quartier.
Visionen - Strategie für Reinickendorf
Wir fordern für Reinickendorf ein zukunftsfähiges und nachhaltiges
Stadtentwicklungskonzept, das die drängenden Fragen der Zeit beantwortet. Dazu
zählen insbesondere die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, die Schaffung
lebenswerter Quartiere sowie die Herausforderungen aus dem Klimawandel.
Klimaschutz und Klimaanpassung zwingen zu einem Strukturwandel.
Zu den Antworten zählt die Entwicklung von Potenzialflächen für den
Wohnungsneubau, vor allem durch Binnenverdichtung, um die zusätzliche
Flächeninanspruchnahme in Grenzen zu halten. Ziel ist es, CO2-neutrale,
energieeffiziente und klimaangepasste Quartiere zu schaffen.
Im Interesse einer Re-Urbanisierung fordern wir die konsequente Umsetzung des
Zentren- und Einzelhandelskonzepts. Standorte sind nur noch im Rahmen einer
gemischten Wohn- und Gewerbebebauung zu entwickeln, um kurze Wege zu
ermöglichen und unnötige Verkehre zu vermeiden. Discounter-Flachbauten, wie sie
sich an vielen Stellen des Bezirks angesiedelt haben, müssen mehrgeschossig um-
oder neugebaut werden, wie dies z.B. an der Oranienburger Straße umgesetzt
wurde. Die oft überdimensionierten PKW-Parkplätze sind so weit möglich
zurückzubauen, durch Fahrradstellplätze zu ergänzen und zu begrünen.
Wir unterstützen das Modell der kooperativen Baulandentwicklung, um die
wohnungsbaupolitischen Ziele umzusetzen und einen Anteil von mindestens 30
Prozent an bezahlbarem Wohnraum zu errichten. Geregelt ist auch die Beteiligung
an dem durch den Wohnungsbau entstehenden Bedarf an notweniger sozialer
Infrastruktur, z.B. dem Ausbau von Kitaplätzen.
Stadtplanung in den Ortsteilen
Gerade die Planung in den Ortsteilen erfordert eine ausgeprägte
Beteiligungskultur zugunsten der dort lebenden Menschen. Wir wollen die
Ortsteile stärken, indem wir die Plätze in den Ortsteilzentren durch Abbau von
Barrieren (z.B. parkende Autos) und durch Zugangserleichterungen (z.B.
Zebrastreifen) für Fußgänger*innen erreichbar machen. Aufenthalts- und
Spielmöglichkeiten für Eltern mit Kindern, zusätzliche Sitzgelegenheiten,
Outdoor-Ausschankmöglichkeiten für anliegende Cafes oder Gaststätten und
Wochenmärkte tragen zur Belebung der Ortsteilzentren bei. Grüne Stadtplanung
bedeutet, den Erhalt der Vielfalt und Mischung der Bevölkerung als zentrale
Anforderung zu formulieren.
Ziel ist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch eine deutliche Beruhigung
des motorisierten Verkehrs in den Ortsteilzentren, wie wir es für die
Heinsestraße in Hermsdorf bereits vorgeschlagen haben. Dazu sollte jeweils eine
breit geführte Diskussion mit allen Betroffenen und Interessengruppen vor Ort
in Form einer professionell begleiteten Bürgerbeteiligung organisiert werden.
Ein besonders wichtiges und hervorragendes Entwicklungsgebiet für Reinickendorf
bildet das Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Neben dem Neubau
von Wohnungen durch eine kommunale Wohnungsgesellschaft am Olbendorfer Weg im
Bereich der sogenannten Sternhäuser mit einem Anteil von mindestens 50 %
sozialgeförderten Wohnraums, soll die notwendige soziale Infrastruktur
eingeordnet werden, der alte Anstaltsfriedhof als Gedenkort gesichert und die
wertvollen Naturflächen erhalten und geschützt werden. Eine öffentliche
Durchwegung des Areals ist sicherzustellen.
Sozialraumorientierung in der Stadtentwicklung fördert Chancengleichheit
Die konsequente Einrichtung geeigneter und durchdachter Milieuschutzsatzungen
kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die Verdrängung der angestammten
Bewohnerschaft zu verhindern. Nach dem Erlass eines ersten Milieuschutzgebiets
im Lette-Kiez in Reinickendorf-Ost fordern wir die Ausweisung weiterer
Milieuschutzgebiete vor allem für die gefährdeten Quartiere von Reinickendorf-
Ost rund um die Residenzstraße bis zur Scharnweberstraße in Reinickendorf-West.
Um die Spekulation mit Wohnraum weiter zu begrenzen, wollen wir im Bezirk das
Instrument des Vorkaufsrechts zu Gunsten Dritter, z.B. der kommunalen
Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften, verstärkt einsetzen. Dazu können
auch die möglichen Förderprogramme des Landes genutzt werden.
Das neu entstehende Stadtquartier auf dem ehemaligen Flughafen Tegel muss
organisch in das bestehende Umfeld eingebunden werden. Dabei müssen insbesondere
der Bereich um die Scharnweberstraße und die Neugestaltung des Kurt-Schumacher-
Platzes einbezogen werden. Mit der Nachnutzung des Flughafens gewinnt dieser
eine wichtige Funktion und sollte wieder als urbaner Platz mit
Aufenthaltsqualität sichtbar und erlebbar werden.
Natur- und Umweltschutz in Reinickendorf
Reinickendorf ist noch ein grüner Bezirk. Um dies zu bewahren, setzen wir uns
für einen aktiven Natur- und Umweltschutz im Bezirk ein.
Der Druck auf die bestehenden Naturräume und die Artenvielfalt durch die
städtische Verdichtung ist sehr hoch. Dabei bestehen viele Möglichkeiten die
bebaute Struktur durch verschiedene Bebauungstypen hinweg als Habitate für
Pflanzen und Tiere zu nutzen.
Die Innenhöfe der Gründerzeit, Baulücken, Gärten und öffentliche Grünanlagen
sind wichtige Voraussetzungen für eine urbane Biodiversität. Parks und
Freiflächen, Straßenbäume, Stadtwälder, begrünte Dächer und Fassaden sorgen
für frische Luft.
Begrünter Stadtraum erzeugt Identifikation der Bewohner*innen mit ihrem
Quartier. Wir wollen öffentliche Grünanlagen als Orte stärken, an denen sich
Bewohner*innen ohne Barrieren und Konsumzwang begegnen können. Wir fordern den
Ausbau vernetzter Gründurchwegungen für den Bezirk, die naturnahe Pflege der
Grünflächen sowie den Ausgleich der Verluste bei den Stadtbäumen durch
verstärkte Nachpflanzungen.Hier wollen wir neue Modelle erproben, wie z.B. die
Beteiligung von Baumschulen bei der Neuanlage von Grünanlagen, dichtere
Pflanzung, spätere Auspflanzung.
Wassermanagement und Stadtklima
Die natürlichen Wasserflächen, wie der Schäfersee in Reinickendorf-Ost und der
Waldsee in Hermsdorf, stellen wichtige Grün- und Erholungsgebiete dar und
dienen als Sammelstellen für Regenwasser. Sie sind jedoch seit Jahrzehnten
durch verschmutzte Abwässer massiv belastet. Wir fordern deshalb die Errichtung
von Anlagen zur Vorklärung der eingeleiteten Abwässer. Unversiegelte Bereiche
können beträchtliche Mengen an Niederschlagswasser aufnehmen, bei
Starkregenereignissen wirken versickerungsfähige Böden gegen Überschwemmungen.
Für die Erhaltung der biologischen Vielfalt Berlins hat auch das
Vogelschutzgebiet Flughafensee in Verbindung mit der „Tegeler Stadtheide“ einen
außerordentlich hohen naturschutzfachlichen Wert. Wir fordern die Ausweisung
eines Naturschutzgebiets (NSG), bis dahin die zeitnahe Sicherung dieser Flächen
mindestens in der jetzigen Ausdehnung und mit den wertvollen Arten und
Lebensgemeinschaften.
Der Erhalt der Kaltluftentstehungsfunktion der bisherigen offenen
Flughafenflächen sowie insbesondere der Erhalt bzw. die Herstellung
funktionsfähiger Kaltluftschneisen in Richtung Volkspark Rehberge und Moabit
spielen für das Stadtklima eine zentrale Rolle.
Liegenschaftspolitik orientiert am Allgemeinwohl
Zu einer zukunftsorientierten Liegenschaftspolitik gehört die Vorhaltung
bezirkseigener Gebäude und Grundstücke, um Planungsspielräume für zukünftige
Entwicklungen zu haben. Da der Bezirk nur noch eingeschränkt über weitere
eigene Flächen verfügt, fordern wir, geeignete Grundstücke für Zwecke der
öffentlichen Daseinsvorsorge anzukaufen.
Im Rahmen des bezirklichen Liegenschaftsmanagements ist ein nachhaltiges
Nutzungs- und Modernisierungskonzept für die bezirkseigenen Gebäude zu
entwickeln und regelmäßig fortzuschreiben.
Im Sinne einer ganzheitlichen Planung sind dabei neben dem Erreichen hoher
energetischer Standards sowie Dach- und/oder Fassadenbegrünung auch weitere
nutzergerechte Qualitäten, wie Barrierefreiheit, Funktionalität, Gestaltung und
Umweltverträglichkeit umzusetzen. Der verbleibende Energiebedarf in der Nutzung
ist aus erneuerbaren Energien zu decken, z.B. über eine Photovoltaikanlage.
Zukunft TXL
Mit dem Ende des Flugbetriebs am TXL ist eine Epoche zu Ende gegangen. Positive
Erinnerungen vieler Berliner*innen wollen wir mit einer zukunftsorientierten
Nachnutzung des ehemaligen Flughafengeländes verbinden. Statt Fluglärm und
Luftverschmutzung wollen wir einen innovativen Zukunftsort schaffen, der
Wissenschaft, Wirtschaft, Wohnen und Naherholung vereint. Dies wird den Bezirk
Reinickendorf spürbar verändern. Darauf freuen wir uns und werden die
Entwicklung zum Besten unseres Bezirks aktiv mitgestalten!
Reinickendorf wird Hochschulstandort
Mit der Urban Tech Republic entsteht rund um das Terminal in den kommenden
Jahren ein innovativer Technologie-, Forschungs-, Gewerbe- und Industriepark.
Mit dem dort geplanten Campus der Technischen Hochschule wird Reinickendorf
endlich Hochschulstandort. Zusammen mit der Ansiedlung innovativer und
attraktiver Unternehmen sowie der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-
Akademie können so bis zu 20.000 neue und gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen.
Diese Entwicklung wollen wir als Bezirk planerisch zusammen mit dem Land, der
Technischen Hochschule und einer transparenten Bürger*innen-Beteiligung
gestalten.
Innovative Ideen für ein klimaverträgliches und nachhaltiges Stadtleben, die
hier entwickelt werden, sollen auch in Reinickendorf Anwendung finden und
beispielhaft umgesetzt werden. Wir wollen, dass Reinickendorf Schaufenster und
Modellbezirk für nachhaltige Stadtentwicklung wird!
TXL als urbaner Wohnort
Attraktive Arbeits- und Wohnmöglichkeiten machen Reinickendorf insbesondere für
junge Familien attraktiv. Durch die Ansiedlung der Hochschule werden auch
vermehrt Studierende in Reinickendorf wohnen. Mit dem Schumacher-Quartier und
den Quartieren TXL Nord und Cité Pasteur gewinnen wir dringend benötigten
Wohnraum und einen modernen und ökologisch nachhaltigen neuen Wohnort für mehr
als 10.000 Menschen. Möglichem Verdrängungsdruck auf die derzeitigen
Anwohner*innen werden wir frühzeitig und konsequent durch Mileuschutzsatzungen
entgegengetreten.
Die Urban Tech Republic gut anbinden
Wir setzen auf eine moderne Verkehrsanbindung im Umweltverbund mit
schienengebundenem ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr. Hierfür unterstützen wir die
Anlage eines leistungsfähigen Tram-Betriebshofes und den zügigen Bau der
Radschnellverbindung von Heiligensee über die Urban Tech Republic in Richtung
Hauptbahnhof und werden sie durch weitere Radverbindungen des Vorrangnetzes in
Nord-Süd-Richtung ergänzen.
Um neuen Schleichverkehr in den angrenzenden Kiezen zu verhindern, soll der
notwendige Kfz-Verkehr der Urban Tech Republic ausschließlich über den
bestehenden Straßenanschluss erfolgen. Sperrungen des Flughafentunnels wegen
hoher Abgaskonzentrationen bei Stau belasten schon heute umliegende Quartiere
durch Ausweichverkehr. Um dies künftig zu vermeiden, fordern wir, die
Tunneldecke zumindest teilweise zu öffnen. Der bisherige Autobahnanschluss an
den Kurt-Schumacher-Platz ist zurückzubauen.
Der gesamte Bezirk soll profitieren!
Wir werden darauf achten, dass die Zukunft von TXL, also die Urban Tech Republic
und das Schumacher-Quartier, keine isolierte Insel der Seeligen wird, sondern
auf den Bezirk ausstrahlt und eine Verbesserung für alle Menschen in
Reinickendorf wird.
Auch für die angrenzenden Bestandsquartiere müssen deshalb Freizeit- und
Sportflächen deutlich ausgebaut werden, die auch für den Schulsport attraktiv
nutzbar und gut erreichbar sind. Dazu fordern wir die Errichtung eines neuen
Kombi-Schwimmbades, um die deutliche Unterversorgung Reinickendorfs mit
öffentlichen Schwimmbädern zu beheben. Wir wollen, dass ganz Reinickendorf von
einer neuen Nutzung des TXL-Geländes profitiert!
Wirtschaft und Arbeit
Klimaschutz schafft Arbeit
Wenn wir in Klimaschutz investieren, sichern wir damit auch qualifizierte
Arbeitsplätze in kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben vor Ort.
Energetische Sanierungen, Umstellung auf erneuerbare Energien und Wärmequellen,
Energieeinsparung und -effizienz, Begrünung von Dächern und Fassaden: All das
bedeutet Aufträge für Fachbetriebe für Haustechnik, Elektro, Heizungsbau,
Sanitärbetriebe, Dachdecker, Zimmereien, Regelungstechnik, Gartenbau und viele
mehr. Auch deshalb wollen wir alle öffentlichen Gebäude energetisch und
klimaresilient modernisieren. Um für den Gebäudebestand insgesamt eine
ambitionierte jährliche Sanierungsquote zu erreichen, bedarf es auch für den
privaten Sektor Anregung, Förderung und Beratungsangebote. So profitieren am
Ende alle: Bewohner*innen, Nutzer*innen, lokale Betriebe und Arbeitnehmer*innen.
Förderung von Start-Ups und Unternehmensgründungen
Berlin weist sich durch zahlreiche Zukunftsorte aus, an denen junge
Unternehmer*innen erfolgreich in Kontakt mit Investoren, Forschung oder
Entwicklung kommen. Für Reinickendorf wird künftig unter anderem die Urban Tech
Republic am Ort des ehemaligen Flughafengeländes TXL eine spannende Chance für
Unternehmensgründungen bieten.
Wir fordern eine zielgerichtete Gewerbeentwicklungsplanung, um die notwendigen
Räume und Rahmenbedingungen zu schaffen. Für die Ansiedlung neuer Unternehmen
setzen wir auf Grund der steigenden Gewerbemieten auf Standortgemeinschaften, in
denen sich mehrere Start-Ups Ort und Infrastruktur teilen. Außerdem fordern wir
Zwischennutzungen für Start-Ups zu ermöglichen. Hierdurch vermeiden wir
Leerstand (und schaffen günstigen Raum für Neugründungen).
Neben günstigen Standortfaktoren braucht es die richtigen Ideen. Wir wollen
daher bestehende Projekte an den Reinickendorfer Schulen verstetigen, mit denen
sich die Schüler*innen dem Thema Unternehmensgründung interaktiv annähern
können.
Nur ca. jedes zehnte Start-Up wird von einer Frau gegründet. Deswegen wollen
wir, dass spezifische Mädchen- und Frauenprojekte im Bezirk angeboten werden.
Außerdem ist zu prüfen, bei welchen Standortgemeinschaften von Start-Ups
Betriebskitas im Verbundsystem eingerichtet werden können. Heutzutage muss es
nicht mehr sein, dass bei jungen Paaren eine Person auf Erfolg verzichten muss,
wie es früher üblich war. Durch den Mangel an Unternehmerinnen entsteht nicht
nur Ungleichheit, sondern der Wirtschaft gehen auch viele Ideen und Perspektiven
verloren.
Für uns Grüne gehen Ökologie und soziale Verantwortung Hand in Hand. Wir wollen
deshalb in Reinickendorf eine Wirtschaft etablieren, bei der gute Arbeitsplätze,
aktive Beteiligung der Beschäftigten und nachhaltige Produkte und Dienste im
Vordergrund stehen.
Gesunde Gesundheitswirtschaft
Im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte als beispielsweise im Handel. Dieser Sektor liegt auch im Umsatz an
dritter Stelle und ist also schon von der Wirtschaftskraft her äußerst bedeutsam
für den Bezirk. Seine Leistungsfähigkeit muss durch enge Zusammenarbeit mit dem
Bezirk erhalten und gestärkt werden.
Ausbildung und Fachkräfte in Reinickendorf sichern
Während die Anforderungen in der Arbeitswelt immer komplexer werden und die
Bevölkerung immer älter, stehen viele Unternehmen vor einem steigenden
Fachkräftebedarf. Daher wollen wir in Reinickendorf Unternehmen unterstützen,
Fachkräfte auszubilden, vor Ort zu halten und für Reinickendorf zu begeistern.
Dabei setzen wir auf verschiedenen Ebenen an: die berufliche Ausbildung bzw. das
duale Studium für junge Menschen, das berufsbegleitende und lebensbegleitende
Lernen für Erwachsene sowie der Erhalt von Menschen im Erwerbsleben.
Grüner Tourismus
Wir wollen einen nachhaltigen und sozialen Tourismus in Reinickendorf fördern,
der Arbeitsplätze und Angebote für Reinickendorfer*innen schafft und die
Anwohner*innen in die Gestaltung einbezieht.
Die vielen frei zugänglichen Wasserflächen und die Naturlandschaften bieten
zahlreiche Möglichkeiten für aktive Freizeitgestaltung. Dafür muss die Anbindung
mit ÖPNV und Fahrrad ausgebaut werden. Die bestehenden Freizeit-Angebote müssen
gepflegt und erhalten, nachhaltige und qualitativ hochwertige
Verpflegungsangebote zusätzlich geschaffen und die Infrastruktur insgesamt
grundsätzlich verbessert werden. Dies umfasst z.B. ausgeschilderte, gepflegte
Rad- und Wanderwege, öffentliche Toilettenanlagen und Trinkbrunnen, zuverlässige
und ausreichende Müllentsorgung und Fahrradständer.
Pandemie und Klimakrise: Lessons learned
Öffentliches Gesundheitswesen stärken
Das vergangene Jahr hat schmerzlich gezeigt, dass unser Bezirk nicht ausreichend
krisenfest ist. Sowohl die Covid-19 Pandemie als auch die Auswirkungen des
Klimawandels treffen gerade Kinder, Familien und ältere Menschen am härtesten -
aber auch Menschen mit geringem Einkommen. Egal ob Lockdown oder Hitzewelle:
Corona wird nicht die letzte Krise sein, deren Bewältigung gesellschaftliche
Solidarität von uns fordert. Deswegen müssen wir das urbane Leben in unserer
Stadt konsequent und passgenau an die Bewältigung der Klimakrise, die sozialen
Herausforderungen und die Erhaltung der Gesundheit anpassen, um unser
Reinickendorf lebenswert zu erhalten.
Voraussetzung dafür sind ein funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen,
starke soziale Hilfesysteme sowie Mut und Solidarität in unserem Bezirk. Dafür
brauchen wir einen starken, gut ausgestatteten öffentlichen Gesundheitsdienst
(ÖGD) und ein breites Angebot rund um Versorgung und Gesundheit in
Reinickendorf.
Gesundheitsbildung, Prävention und Hitzeaktionsplan
Auch in Reinickendorf führen der Klimawandel und immer heißere Sommer zu
steigenden Belastungen für die Gesundheit von Alt und Jung. Wir werden uns dafür
einsetzen, dass es einen Reinickendorfer Hitzeaktionsplan gibt und bei allen
Planungen im Bezirk Rücksicht auf öffentliche Schutzräume, schnell zugängliche,
kostenfreie Trinkwasserversorgung und Schatten-Oasen genommen wird. Die
Beratungsangebote des ÖGD wollen wir ausbauen, um Familien, Singles und alte
Menschen für den bestmöglichen Umgang mit Hitze und Klimawandel zu stärken.
Ebenso wollen wir bezirkliche Angebote zu Gesundheitsbildung, sei es zu
Ernährung, Bewegung und anderen Bereichen, ausbauen.
Gleichzeitig ist der Klimawandel nur einer von mehreren Faktoren für steigende
Belastungen in unserem Bezirk. Wir wollen daher alle gesundheitsschädigenden
Emissionen, wie Feinstaub oder Lärm, im Bezirk so weit wie möglich reduzieren,
denn das ist für uns eine Frage der Gesundheits- und Umweltgerechtigkeit.
Gesundheitsstrukturen verbessern
Kostenfreie Beratungs- und Bildungsangebote rund um Gesundheit und
Klimaresilienz im Bezirk wollen wir ausbauen, um den negativen Auswirkungen des
Klimawandels auf die Gesundheit und Gesundheitsstruktur entgegen zu wirken.
Stadtteilmütter, der Besuchsdienst nach der Geburt, Gesundheitsberatungen in
Stadtteilzentren und Projekte in den Kiezen zu erhalten und auszubauen, ist uns
ebenso wichtig wie ein gemeindepsychiatrischer Verbund. Das Gesundheitsamt und
den ÖGD personell und mit moderner Ausstattung stärken sowie diese als
Arbeitgeber attraktiver machen gehört zur Vielfalt unserer Gesundheitsstrukturen
wie ein wohnortnahes, ausgewogenes Angebot von Fachärztinnen und
gesundheitlicher Dienstleistungen im Bezirk.
Die Angebote rund um die Geburtshilfe und das Wochenbett wollen wir verbessern,
die Ansiedlung weiterer Hebammenpraxen unterstützen und uns für eine bessere
Kinderarztversorgung im Bezirk einsetzen.
Pflege kann noch besser werden
Die Pflegestützpunkte im Bezirk wollen wir ausbauen und u.a. mit Angeboten zur
Beratung für Palliativmedizin stärken. Auch Selbsthilfegruppe leisten einen
wichtigen Beitrag, um pflegende Angehörige zu unterstützen. Es ist uns wichtig,
ältere Menschen dabei unterstützen, im vertrauten Zuhause alt zu werden und sich
so lange, wie es geht, selbst zu versorgen. Wir setzen uns aber auch für die
Schaffung eines Kinderhospizes ein..
Gesellschaftliche Solidarität stärken
Starke Kieze - kurze Wege
Jeder Kiez ist anders und alle Bürger*innen sollen kurze Wege zu den
öffentlichen Angeboten haben. Aufbauend auf der Arbeit der letzten Jahre wollen
wir die Sozialraumorientierung weiter ausbauen und neu beleben. In jedem Kiez
sollen die öffentlichen Einrichtungen auf die Bedürfnisse im jeweiligen
Sozialraum untersucht, dementsprechend angepasst und mit eigenem Budget
ausgestattet werden.
Bezirkliches Netzwerk Alleinerziehende
Alleinerziehende haben ein besonders hohes Armutsrisiko. Wir wollen daher
ressortübergreifend ein Netzwerk für und mit Alleinerziehenden schaffen. Wir
regen zudem an, die Stelle der Beauftragten für Chancengleichheit am
Arbeitsmarkt im Jobcenter mit einem Schwerpunkt auf die Berufsorientierung für
Alleinerziehende auszustatten.
Altersgerechter Bezirk für eingutes Leben im Alter
Wir wollen die Altenhilfeplanung wieder aufnehmen und zudem die Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation WHO für altersgerechte Städte nutzen, um gemeinsam
mit lebensälteren Bürger*innen unser Reinickendorf altersfreundlich und
barrierearm zu gestalten. Der zunehmenden sozialen Isolation im Alter wollen
wir mit einer bezirklichen Strategie entgegenwirken und Einsamkeitsbeauftragte
etablieren.
Wir wollen Begegnungsorte schaffen - sowohl im öffentlichen Raum (Sitzbänke,
altersgerechte Sport- und Spielplätze) als auch durch den Auf- und Ausbau von
Mehrgenerationenhäusern und Nachbarschaftszentren. Die enge Vernetzung der
Reinickendorfer Pflegestützpunkte und Seniorenheime untereinander wollen wir
weiter stärken und auf Nachbarschaften und Kultureinrichtungen ausweiten.
Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen
Der Bedarf an Beratung und Prävention in Reinickendorf ist durch das Angebot der
Schuldner*innen- und Insolvenzberatung nicht gedeckt. Insbesondere auch die
präventive Beratung soll durch den Aufbau eines digitalen und
diversitätssensiblen Angebots verbessert werden, um die hohe Quote der
Überschuldung senken zu können.
Bei den Schuldner*innen- und Insolvenzberatungsstellen und bei der Suchtberatung
wollen wir weiterhin ausreichend Geld für freie Träger zur Verfügung stellen.
Hier ist auch die Landesebene gefordert, den Bezirken die entsprechenden Mittel
bereit zu stellen.
Wohnungslosigkeit vorbeugen und Wohnungslose unterstützen
Immer mehr Menschen, auch Familien mit Kindern, leben ohne ständige Wohnung oder
sind obdachlos. Wir wollen die Plätze der Kältehilfe im Bezirk ausbauen und die
Wohnungslosenhilfe verbessern. Ein zentraler Baustein der Prävention ist die
bezirkliche Fachstelle Wohnungsnotfallhilfe. Die Fachstelle soll Anlaufstelle
für Betroffene sein, auch aufsuchend arbeiten und Schnittstelle zu den
Hilfesystemen sein. "Housing first" ist ein gutes Konzept, um Wohnungslosen
einen Neustart zu ermöglichen, doch sichern wir auch die Ansprüche auf eine
Unterbringung nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsrecht Berlin (ASOG).
Denn wir kämpfen für alle, die wieder ein Dach über dem Kopf haben möchten.
Für wohnungslose Menschen benötigen wir mehr betreute Wohnformen, in denen sie
das eigenständige Wirtschaften ohne Druck (wieder) erlernen können. Wir setzen
uns dafür ein, das auf grüne Initiative entwickelte Projekt „Probewohnen“
fortzuführen und, wenn möglich, durch ein weiteres Projekt zu ergänzen.
Schule und Bildung
Wir wollen gerechte Startchancen für alle Kinder in Reinickendorf.
Um sicherzustellen, dass niemand benachteiligt wird, braucht es unter anderem
individuelle Förderung der Schüler*innen, Hausaufgabenbetreuung und
herkunftssprachlichen Unterricht.
Langes gemeinsames Lernen möchten wir durch mehr Gemeinschaftsschulen im Bezirk
ermöglichen. Das Grundprinzip der Gemeinschaftsschule ist, die Schüler*innen
nicht in unterschiedlichen Entwicklungsständen auf verschiedene Schulformen
aufzuteilen, sondern sie von der ersten Klasse bis zum Abschluss auf einer
Schule oder einem Campus mit differenzierter Unterstützung gemeinsam lernen zu
lassen. Dies fördert die Chancengerechtigkeit und baut Hürden für Familien ab,
die bisher vom Bildungssystem nicht ausreichend erreicht werden. An
Gemeinschaftsschulen werden alle Kinder durch multiprofessionelle Teams
individuell gefördert und profitieren außerdem vom Miteinander mit den anderen
Schüler*innen. Ein Platz in der Sekundarstufe 2 (Sek 2) ist für alle gesichert.
Um dieses Ziel einer gerechteren Bildung auch in Reinickendorf zu erreichen und
neue Schulplätze im Bezirk zu schaffen, gilt es, die bereits bestehende
Gemeinschaftsschule Campus Hannah Höch um eine Sekundarstufe 2 zu erweitern.
Wir fordern außerdem eine Integrierte Sekundarschule mit Sek 2 am
Waidmannsluster Damm, einen Schulcampus mit Sek 2 im Schumacher Quartier,
möglichst als Gemeinschaftsschule, sowie neue Grundschulen an der Ecke Thurgauer
Straße/ Aroser Alle und in der Cité Foch.
Schulen, die sich zu Schwerpunktschulen für Inklusion entwickeln möchten, müssen
vom Bezirk gefördert und entsprechend ausgestattet werden.
Wir fordern außerdem Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an allen Schulen.
Schulen müssen Demokratie leben indem sie Beteiligung bei
Entscheidungsprozessen und echte Mitbestimmung von allen ermöglichen. Bereits
bestehende Gremien sollen erhalten bleiben und gestärkt werden. Wir fördern
außerdem Projekte, wie beispielsweise den Schüler*innenhaushalt.
Um echte demokratische Teilhabe von Jugendlichen zu bewirken, unterstützen wir
die Forderung nach einer Absenkung des Wahlalters.
Schulen schleunigst fit machen für das digitale Zeitalter!
Die Pandemie hat noch einmal aufgezeigt: in Sachen Digitalisierung hängen die
meisten Schulen stark hinterher. Es braucht endlich eine flächendeckende
Ausstattung mit WLAN, Hardware, Endgeräten für Schüler*innen und Lehrkräfte und
einer sicheren Software.
Die digitale Infrastruktur muss auch durch Personal abgesichert sein, welches
sich um Wartung, Administration und alle weiteren IT-Dienstleistungen kümmert.
Da wir nicht von allen Lehrkräften erwarten können, bereits Expert*innen in
Sachen Technik und entsprechenden Lernmethoden zu sein, fordern wir zielgenaue,
bedarfsorientierte Fortbildungen.
Schulentwicklungsplanung bedarfsgerecht erneuern
Um Schulplätze in der Wohnumgebung für alle Familien sicherzustellen, bedarf es
eines vorausschauenden und bedarfsgerechten Schulentwicklungsplanes.
Schulneubauten sollen nur noch in ökologischer Bauweise errichtet werden,
vorzugsweise aus Holz. Die Energieversorgung soll dezentral und zukunftsfähig,
d.h. klimaneutral durch erneuerbare Energien entstehen. Als solche ökologischen
Vorzeigebauten sind die Schulen der perfekte Raum für die Bildung von Umwelt-
und Naturbewusstsein. Es müssen ausreichend Sportanlagen und genügend Platz für
Mensen und Schulküchen eingeplant werden.
Kinder verbringen so viel Zeit in den Schulen, dass sie für sie nicht nur Lern-,
sondern auch Lebensraum sind.
Wir wollen das Berliner Konzept der Lern- und Teamhäuser beim Schulbau
umsetzen. Weg von Flurschulen hin zu Aufenthaltsqualität und einer
lernförderlichen Atmosphäre.
Wichtig ist auch die Instandhaltung der Schulgebäude. Dafür stellen wir genügend
Hausmeistereistellen unter guten Arbeitsbedingungen zur Verfügung. Sauberkeit
ist ein wichtiges Thema, wenn es um die Gesundheit der Schüler*innen geht.
Durch die Re-kommunalisierung der Schulreinigung stellen wir Reinigungskräfte
wieder direkt an den Schulen an. So sind sie Teil der Schulgemeinschaft, die
sich zusammen für die Schule verantwortlich fühlt.
Gesundes Schulessen für alle
Nicht zuletzt, weil es für manche Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag ist
und uns die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler am Herzen liegt, fordern
wir ein gutes Essensangebot an allen Schulen. Vegetarische, vegane und
allergieverträgliche Angebote sollen immer zur Auswahl stehen und die Produkte
nachhaltig, saisonal, verpackungsarm und mit kurzen Lieferketten gekauft
werden.
Bei der Ausschreibung für Essensanbieter muss, wenn technisch möglich, Kochen
vor Ort in der Schulküche ein Pluspunkt sein. Daher wollen wir neue Schulbauten
grundsätzlich mit ausreichend Raum für Produktionsküchen planen und
Bestandsschulen nach Möglichkeit entsprechend nachrüsten.
Kinder sollen für die Bewusstseinsbildung in den Prozess mit einbezogen werden.
Eine gesunde Esskultur wird durch genügend Zeit und Raum zum Essen geschaffen.
Schulen in den Sozialraum öffnen
Wir befürworten eine Öffnung der Bildungseinrichtungen in den Sozialraum.
Schulen können am Nachmittag für Kulturprojekte geöffnet werden und so kann
Zusammenarbeit mit den Schüler*innen entstehen.
Außerschulische Lernorte sind wichtig für Reinickendorfer*innen aller
Altersklassen. Sowohl Jugendverkehrsschulen und Musikschulen als auch die
Volkshochschule sollen vom Bezirk gefördert und besser ausgestattet werden.
Kinder, Jugend, Familie
Kinder, Jugendliche und ihre Familien brauchen Sicherheit und alle
Möglichkeiten zur freien Entfaltung. Dafür braucht es mehr Flächen für Kitas
aller Formen. Wir wollen sichere Wege zu Kita, Schule,
Jugendfreizeiteinrichtungen, Spielplätzen und in der Freizeit.
Die Kooperation von Gesundheits- und Jugendamt wollen wir insbesondere im
Bereich der „Frühen Hilfen“ intensivieren und die aufsuchende Familienarbeit
(von der Schwangerschaft an) weiter verbessern. Wir befürworten das Fachkonzept
„Flexibudget“ zur Steuerung präventiver, regionaler Leistungen im Kontext der
Hilfen zur Erziehung. In der Kitaentwicklungsplanung wollen wir sozialräumlich
das Wunsch- und Wahlrecht der Familien stärken, indem wir über den aktuellen
Bedarf hinaus nachhaltig und sinnvoll auch ressortübergreifend planen; denn auch
in Zukunft wird die Zahl der Reinickendorfer*innen wachsen, während die Räume
für die sozialen Einrichtungen immer weniger werden. Gesundheitsprävention,
Kinderschutz, frühkindliche Bildung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gehören für uns zusammen.
Familienservicebüros sind auf grüne Initiative entstanden. Auch hier im Bezirk
wollen wir dezentral und flächendeckend solche Büros, um Zugangsbarrieren und
Hürden abzubauen, mehrsprachig zu beraten und die Verwaltung
familienfreundlicher zu machen.
Unser Bezirk soll für Familien attraktiver werden. Dazu zählen neben Kitas und
Spielplätzen in ausreichender Zahl Familienzentren und
Jugendfreizeiteinrichtungen sowie ansprechende Angebote für Jugendfreizeiten
und Erholungsreisen. Alle Angebote wollen wir noch stärker auf Diversität und
Inklusion ausrichten. In sämtlichen Planungskommissionen sollen Kinder und
Jugendliche vertreten sein. Viele Einrichtungen (wie z.B. die Tietzia, Meredo
oder das Centre Talma) sind wichtige Räume für Kinder, Jugendliche und ihre
Familien. Wir wollen die Qualität weiter ausbauen und die Einrichtungen noch
stärker sozialräumlich aufstellen. Projekte, wie beispielsweise Waldschulen,
welche das Umweltbewusstsein durch praktische Erfahrungen stärken, wollen wir
fördern. Das Berliner Jugendfördergesetz und Familienfördergesetz werden wir
vollumfänglich umsetzen. Eine Jugendhilfekoordination ist dazu unerlässlich.
An der Planung beteiligen wir Kinder und Jugendliche institutionell durch die
Einführung eines bezirklichen Jugendbüros. Zudem wollen wir ein Kinder- und
Jugendparlament einrichten, das die Vielfalt unseres Bezirks widerspiegelt. Die
Beteiligung des Bezirksjugendrings an Entscheidungen wollen wir fördern. So
stärken wir die Mitbestimmungsrechte der Kinder und Jugendlichen im Bezirk.
Uns ist wichtig, auch im öffentlichen Raum Treffpunkte für Jugendliche mit ihnen
gemeinsam zu schaffen und setzen in der Zusammenarbeit von offener Jugendarbeit
und Jugendsozialarbeit auf Streetworker*innen.
Offene Gesellschaft in Reinickendorf
Der Schlüssel zum Erfolg ist Vielfalt. Die zunehmend vernetzte Welt bringt uns
näher zusammen. Unser Bezirk ist divers und stellt den Menschen, in all seinen
Facetten, in den Mittelpunkt. Wir streben eine diskriminierungsfreie
Gesellschaft an, in der sich jede*r frei entfalten kann. Benachteiligung,
Ausgrenzung und Diskriminierung haben in unserer Zukunft keinen Platz, denn wir
verstehen unterschiedliche Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen als
Möglichkeit.
Ein geschlechtergerechter Bezirk
Gleichstellung betrifft jedes Geschlecht, deswegen stehen wir ein für ein
selbstbestimmtes Leben aller. Die Sichtbarkeit von Frauen, queeren und nicht-
binären Menschen wollen wir stärker fördern.
Zu einem selbstbestimmten Leben gehört auch ein leichter und schneller Zugang
zur Beratung und Informationen zu Frauenhäusern, deren Anzahl wir erhöhen
wollen. Insbesondere Frauen und Mädchen brauchen wirksame
Unterstützungsmaßnahmen gegen häusliche und sexuelle Gewalt.
Wir werden uns für die Errichtung eines Gleichstellungsausschusses im Bezirk
einsetzen, damit die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragen gestärkt wird. Mit
einem gendergerechten Haushaltsplan des Bezirks (sog. Gender Budgeting) sollen
die Bedürfnisse von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt werden.
Queeres Leben
Reinickendorf ist bunt. Aber queeres Leben ist leider weitgehend unsichtbar. Es
gibt in allen Altersstufen nur wenige konkrete Angebote für LGBTIQ*. Zudem fehlt
es an der Vernetzung z.B. der schulischen und außerschulischen
Ansprechpartner*innen für die Akzeptanz sexueller Vielfalt.
Wir werden uns für die Einführung einer/s bezirklichen
Antidiskriminierungsbeauftragten einsetzen, die/der insbesondere für Kitas,
Schulen, Jugend- und Senior*inneneinrichtungen als Ansprechpartner*in dient.
Somit sollen erste Schritte gegangen werden, um Ausgrenzung vorzubeugen.
Menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete
Unsere Solidarität endet nicht an Bezirksgrenzen. Hilfeleistungen für
Geflüchtete müssen daher sofort und ausreichend gewährleistet werden, um den
ankommenden Menschen eine menschenwürdige Behandlung versichern zu können.
Kleinere Unterbringungs- und Wohneinheiten gewährleisten ein verlässliches
Ankommen in ein sicheres Umfeld.
Mehrsprachigkeit? Reinickendorf!
Eine Stärke unseres Bezirkes ist die omnipräsente Mehrsprachigkeit. Doch
Migrant*innen, geflüchtete Personen und Zuziehende stehen in ihrem Alltag vor
einem riesigen Bürokratieproblem. Vorhandene Sprachbarrieren und bürokratisches
Durcheinander möchten wir mit mehrsprachigen Unterlagen erleichtern.
Wir setzen uns für mehr Projekte im Diversitymanagement, sowie für konsequente
Antirassismusmaßnahmen im Bezirk ein, um den/die Integrationsbeauftrage*n in
dessen Tätigkeiten zu unterstützen.
Religion
Reinickendorf schützt die individuelle Religionsfreiheit, jegliche Stätten des
Glaubens und die darin praktizierenden Individuen. Neben christlichen
Gemeinden, Moscheen und einem buddhistischen Haus fehlt uns allerdings eine
Synagoge in unserem Bezirk. Wir möchten den interreligiösen Dialog fördern und
Antidiskriminierungsstrategien unterstützen, um gegenseitiges Verständnis zu
fördern.
Ein inklusives Leben für alle
Um die Selbstbestimmung und Teilhabe aller Reinickendorfer*innen mit Behinderung
zu gewährleisten, wollen wir das Aktionsbündnis „Haus der Teilhabe"
sozialräumlich aufstellen und perspektivisch auch mit einer Liegenschaft
ausstatten und voranbringen. Wir wollen die Beratung sowie die Beauftragte für
Menschen mit Behinderung stärken, die Informationen des Bezirks in leichter
Sprache anbieten und den Zugang zu Informationen im Internet und insbesondere
die Eingaben und Beschwerden an die Verwaltung auch für nicht hörende und
sehende Menschen niedrigschwellig ermöglichen. Wir setzen uns dafür ein, dass
inklusive Barrierefreiheit zu sozialer Teilhabe und zur Überwindung von
Stigmata führt.
Kultur in und für Reinickendorf
Überblick
Das Kulturangebot in Reinickendorf muss ausgebaut werden, um den 250.000
Einwohner*innen des Bezirks Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen vor ihrer
Haustür zu ermöglichen.
In Reinickendorf müssen dringend mehr Flächen für Kulturschaffende entstehen -
beispielsweise Flächen an der frischen Luft, in Parks oder anderen Grünflächen
für Kleinkunstfestival und Theater.
Die bereits vorhandenen kulturellen Produktions- und Präsentationsräume sind
kaum sichtbar oder veraltet und oft nicht barrierefrei. Die Lage und
Sichtbarkeit der Kunstgalerien wird der Qualität der Ausstellungen nicht
gerecht.
Ziele
Es braucht eine Modernisierung der Präsentationsstellen, um die kreative Arbeit
im Bezirk zu stärken und eine angemessene Repräsentation der Kunst im Bezirk zu
erreichen.
Neue Angebote sollen möglichst viele Menschen über den bürgerlichen Mittelstand
hinaus erreichen und öffentliche Kulturangebote für alle Bevölkerungsteile
ermöglichen. In Bürger*innentreffen könnten Reinickendorfer*innen an der
Gestaltung der Kulturangebote mitwirken.
Die Zusammenarbeit zwischen Kultur und Bildung sowie Sport soll gestärkt
werden, um auch Jugendliche und Kinder am kulturellen Leben in Reinickendorf zu
beteiligen.
Wir fordern Transparenz und Aufstockung bei der Vergabe von Mitteln für
dezentrale Kulturarbeit mit nachvollziehbaren Kriterien.
Maßnahmen
Wir möchten dafür sorgen, dass der Bezirk eine aktive Rolle in der
spartenübergreifenden Vernetzung von Kreativen einnimmt und Angebote wie
Kulturfestivals entwickelt.
Das auf Initiative der Reinickendorfer Grünen ins Leben gerufene Wochenende der
offenen Ateliers muss ausgebaut und durch eine dauerhafte Finanzierung
verstetigt und gesichert werden.
Wir wollen bezahlbare Produktionsstandorte anbieten, indem freie Flächen zur
Zwischennutzung freigegeben und durch eine Agentur vermittelt werden, auch die
Vermittlung zwischen Eigentümer*innen und Künstler*innen soll vorangetrieben
werden.
Der Ernst-Reuter-Saal soll publikums- und aufenthaltsfreundlich umgebaut
werden, um Reinickendorfer*innen zu Besuchen anzuregen.
Eintrittspreise für eigene Veranstaltungen des Bezirks sollten so gestaltet
werden, dass sie keine Hürden für den Besuch darstellen.
Wir wollen die Gründung einer Bürgerstiftung für Kultur vorantreiben, die aus
Mitteln des Bezirks und privater Finanziers kulturelle Angebote fördert, die
möglichst vielen Reinickendorfer*innen zugänglich sind.
Städtepartnerschaften sollen zu gelebten Begegnungen werden und der kulturelle
Austausch zwischen den Städten intensiviert werden.
Die Graphothek soll langfristig einen höheren Ankaufsetat erhalten und verstärkt
beworben werden, um die Attraktivität des Ortes zu steigern.
Es soll verstärkt kulturelle Interaktion zwischen jungen Menschen und
Senior*innen gefördert werden.
Power to the people!
Bürgerservice, Beteiligung und Digitalisierung
Wir wollen Politik bürger*innennäher machen, die Reinickendorfer*innen stärker
in politische Prozesse einbinden und durch die Digitalisierung die Verwaltung
effizienter und deren Dienstleistungen für die Bürger*innen leichter erreichbar
machen. Die Digitalisierung soll insbesondere Schulen und Wirtschaft
zukunftsfähig und nachhaltig machen.
Beteiligung ist gelebte Demokratie
Ob für mehr Lebensqualität durch eine menschengerechtere Stadtplanung und
Mobilitätspolitik, für mehr Umwelt-, Klima- und Artenschutz, für eine
Willkommenskultur im Bezirk, für Kinder und Jugendliche, für Senior*innen, für
mehr Sauberkeit gerade in Ausflugsgebieten - wir freuen uns über das vielfältige
Engagement Reinickendorfer Bürger*innen in den verschiedensten Initiativen
unseres Bezirks.
Dies zeigt, dass Menschen insbesondere ihr direktes Lebensumfeld mitgestalten,
ihre Interessen aktiv einbringen und auch Verantwortung übernehmen wollen. Wir
wollen die Bürger*innen stärker in die politischen Prozesse und damit in die
Gestaltung ihres Lebensumfeldes einbinden.
Wir möchten mehr Transparenz bei Planungen und die Bürger*innen bereits in
einem frühen Planungsstadium von Mobilitäts- und Stadtentwicklungsprojekten
einbeziehen. Denn oft nehmen viele Bürger*innen die Vorhaben erst wahr, wenn zu
bauen begonnen wird, und fühlen sich übergangen.
Frühzeitige Bürger*innenversammlungen, Werkstätten und andere Partizipations-
und Informationsformate können hier Abhilfe schaffen. Neben mehr digitalen
Angeboten, wie z.B. mein.berlin.de, sollten bspw. Planungsunterlagen nicht nur
im Rathaus, sondern auch vor Ort einsehbar sein und erläutert werden, damit sich
möglichst viele Betroffene beteiligen können. Beteiligungsbüros in den
Sozialräumen können hier helfen. Zudem wollen wir ein Kinder- und
Jugendbeteiligungsbüro in Reinickendorf einrichten, in dem Kinder und
Jugendliche die politische Arbeit überprüfen, Projekte vorschlagen, erarbeiten
und umsetzen können.
Oft aber bringen sich vorwiegend Menschen in Planungsprozesse ein, die die
entsprechende Zeit und Vorbildung mitbringen. Deshalb möchten wir die bestehende
Repräsentationslücke mit der Einrichtung von Bürger*innenräten schließen. Eine
nach soziodemographischen Kriterien geloste, repräsentative Gruppe beschäftigt
sich mit einem Thema oder einer Fragestellung und erarbeitet, beraten von
Verwaltung und Expert*innen, einen oder mehrere Lösungsvorschläge für die
Entscheidungsträger*innen. So sollen möglichst viele Perspektiven und
Interessen Gehör finden und idealerweise tragfähige Kompromisse gefunden
werden.
Zudem wollen wir die Bürger*innen auch direkt (mit)entscheiden lassen. So sollen
sie im Bezirk oder in einzelnen Kiezen über die Verwendung von Haushaltsmitteln
zur Gestaltung des Umfeldes entscheiden.
Die bisherige Möglichkeit, Vorschläge zum Haushalt zu machen, muss besser
organisiert werden – momentan erfahren zu wenige Menschen von dieser Möglichkeit
und die Fristen sind knapp.
Insgesamt wünschen wir uns eine neue Beteiligungskultur, die alle
Lebensbereiche umfasst.
Die Anhörungsrechte von Beauftragten und Vertretungen sozialer Gruppen wollen
wir von den Ausschüssen auch auf die BVV ausdehnen. Zudem sollen sie auch ein
Antragsrecht erhalten.
Bürger*innen können sich bereits jetzt an Ausschussdiskussionen beteiligen oder
nach der Sammlung von 1.000 Unterschriften einen Einwohner*innenantrag an die
BVV stellen. Diese Partizipationsmöglichkeiten wollen wir bekannter machen und
die Menschen ermutigen, sie wahrzunehmen.
Verwaltung – ist für die Bürger*innen da
Eine gute Verwaltung ist Voraussetzung für eine funktionierende Stadt – dafür,
dass Anliegen und Anträge von Bürger*innen oder Unternehmen schnell bearbeitet
werden, Beteiligung selbstverständlich wird sowie beschlossene Maßnahmen wie
z.B. Fahrradweg- oder Schulneubauten zügig umgesetzt werden.
Zuletzt hat die Corona-Pandemie einmal mehr gezeigt, wie elementar es für uns
alle ist, eine gut ausgestattete, effiziente Verwaltung zu haben. Wir wollen
eine Verwaltung, die besten Service garantieren kann und in der bei jeder
Aufgabe stets alle Abläufe schnell und reibungslos ineinandergreifen.
All das funktioniert nur mit klaren Strukturen, der richtigen Technik,
qualifizierten Mitarbeiter*innen und einer zentralen Steuerung im Sinne
gemeinsamer Standards.
Leider wurde seit Ende der 90er-Jahre über knapp zwei Jahrzehnte das Personal
der Verwaltung stark abgebaut. Deshalb ist die Verwaltung heute nicht so
leistungsfähig, wie wir uns das wünschen. Seit unserem Regierungseintritt auf
Landesebene hat der Senat einen massiven Stellenaufbau im Land und in den
Bezirken betrieben. Diesen personellen und finanziellen Aufbau wollen wir auch
in Reinickendorf fortsetzen.
Durch eine sinnvolle Organisation und die Bündelung von Kompetenzen kann
Bürger*innennähe geschaffen und der Service verbessert werden. Wir freuen uns,
dass der Bezirk unser zunächst kritisch beäugtes Anliegen eines Familienbüros
umgesetzt hat. Nun müssen junge Familien nicht mehr zu unzähligen Stellen gehen,
um die nötigen Formalien zu erledigen und Förderanträge nach der Geburt eines
Kindes zu stellen. Das mobile Familienbüro ist ein erster Schritt, braucht aber
eine permanente Entsprechung im Rathaus und in den Ortsteilen. Dies zeigt
beispielhaft, wie Bürger*innendienste organisiert sein sollen.
Wir möchten neben einem besseren digitalen Angebot (digitales Bürger*innenamt)
dezentrale, gut erreichbare Beratungs- und Servicestellen mit möglichst großer
Angebotspalette.
Werden möglichst viele Standard-Verwaltungsdienstleistungen automatisiert,
können sich die Mitarbeiter*innen stärker um Einzelfälle kümmern.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung wollen wir weiter modernisieren
und die Information der Bürger*innen und den Austausch mit ihnen in den
sozialen Medien weiter verbessern.
Der bereits beschlossene „Zukunftspakt Verwaltung“ ist die Basis der zukünftigen
Verwaltungsentwicklung und der verbesserten Kooperation zwischen Senat und
Bezirken. Ein/e Digitalisierungsbeauftragte/r mit adäquater personeller und
technischer Ausstattung soll die vielfältigen Bemühungen des Senats
koordinieren und Ansprech-partner*in im Bezirk sein.
In den kommenden Jahren wird ein erheblicher Teil der Beschäftigten
altersbedingt ausscheiden, für die anderen stehen große Umbrüche an Die
Transformationsprozesse der kommenden Jahre müssen direkt von den
Mitarbeiter*innen mitgestaltet werden, denn sie sind für die Handlungsfähigkeit
der Verwaltung verantwortlich. Gelebtes Vertrauen und Offenheit zwischen allen
Beteiligten sind notwendig für den langfristigen Erfolg der Transformation.
Dafür brauchen wir Verantwortliche, die eine positive Fehlerkultur in den
Behörden etablieren, damit Defizite identifiziert und behoben werden können. So
werden eingefahrene Handlungsmuster erkannt und verbessert. Uns sind die
Gesundheit und Zufriedenheit unserer Mitarbeiter*innen wichtig. Wir brauchen
nicht nur nette Worte, sondern die Bereitstellung der Mittel, welche sie für
eine effizientere und entlastende Arbeitsbewältigung und angenehme
Arbeitsatmosphäre brauchen.
Nurso können wir - neben einer guten Bezahlung und Entwicklungsmöglichkeiten -
junge, kompetente Mitarbeiter*innen gewinnen.
Außerdem wollen wir künftig mobiles Arbeiten zur Standard-Option machen und
durch Erleichterungen für Quereinsteiger*innen, Austauschprogramme auch mit
europäischen Partnerstädten, Qualifizierungsangebote oder Möglichkeiten, die
Laufbahn zu wechseln, attraktive Perspektiven schaffen. Zudem wollen wir die
Reinickendorfer Verwaltung vollständig digitalisieren und die Mitarbeiterschaft
so divers und auch mehrsprachig aufstellen, wie unsere Stadt auch tatsächlich
ist.
Von Zeile 380 bis 382 einfügen:
Der Druck auf die bestehenden Naturräume und die Artenvielfalt durch die städtische Verdichtung ist sehr hoch. Dabei bestehen viele Möglichkeiten die bebaute Struktur durch verschiedene Bebauungstypen hinweg als Habitate für
Hier Platz für Fotos:
BT Direktkandidat
AGH Direktkandidat*innen
Spitzenteam
Inhalt:
Einband und Fotos von Kandidat*innen BT + AGH 2 Seiten
Inhaltsverzeichnis 1 Seite
Einleitung/Präambel
Kapitel 1 – Klimaschutz
Kapitel 2 – Mobilität
Kapitel 3 – Stadtplanung, Wohnen und Mieten
Kapitel 4 – Zukunft TXL
Kapitel 5 – Wirtschaft und Arbeit
Kapitel 6 – Gesundheit und Soziales: lessons learned
Kapitel 7 – Schulen und Bildung
Kapitel 8 – Jugend und Familie
Kapitel 9 - Offene Gesellschaft
Kapitel 10 – Kultur
Kapitel 11 – Beteiligung
Kapitel 12 – Bürgerservice
Einband mit Fotos BVV + Rückseite + Impressum
40 Seiten
Präambel
In Reinickendorf muss sich vieles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist.
Das bedeutet nicht, dass früher alles gut war. Es bedeutet, dass der Wandel in
Gesellschaft und Politik endlich auch in Reinickendorf ankommen muss. Wir
müssen den Weg in ein klimaneutrales, solidarisches und zukunftsfähiges
Reinickendorf ebnen. Der Änderungsbedarf ist in unserem seit Jahrzehnten von der
CDU geführten Bezirk greifbar. Klimaschutz, Mobilität, Sozialpolitik, TXL,
Bildung, offene Gesellschaft: mit alten Antworten auf neue Fragen und dem
Beharren auf die gute alte Zeit ist in Reinickendorf kein Staat zu machen. Es
geht darum, auch in Zukunft in einem lebenswerten Reinickendorf zu wohnen.
Wir Bündnisgrüne stehen für diesen überfälligen Wandel im Rathaus Reinickendorf
bereit. Wir wollen mit diesem Reinickendorfer Wahlprogramm Allen ein Angebot
machen, ohne beliebig zu sein und allen Alles versprechen. Egal ob in
Reinickendorf-Ost oder in Frohnau, in Tegel oder im Märkischen Viertel. Egal ob
Frau, Mann oder Divers, mit deutschem Pass oder ohne, Hartz-IV-Bezieher*in,
Facharbeiter*in oder Unternehmer*in: wir brauchen Alle für unseren Bezirk.
Es geht darum, Reinickendorf fit zu machen für die Zukunft. Mit einer Verkehrs-
und Klimaschutzpolitik, die allen klimafreundliche, saubere und bezahlbare
Mobilität bietet und die Maßnahmen des Bezirksamts vom Klimaschutzgedanken
leitet. Mit einer Stadt- und Bezirksplanung, die ihren Namen verdient und den
jeweiligen Ortsteilcharakter stärkt. Mit einer Bau- und Wohnungspolitik, die
auch in einem wachsenden Bezirk bezahlbaren Wohnraum schafft und vor Verdrängung
schützt. Mit kreativen Ideen, damit die enormen Potentiale der Nachnutzung des
ehemaligen Flughafens TXL für einen innovativen Hochschulstandort und ein
urbanes Wohnquartier zum Wohl aller Reinickendorfer*innen genutzt werden.
Wir wollen vor allem ein soziales, familienfreundliches und solidarisches
Reinickendorf. Hierzu gehört ein gutes Schulsystem mit Bildungschancen für
alle. Und dies in gut instand gesetzten Schulen mit qualifiziertem Lehrpersonal,
mit ausreichenden digitalen Angeboten und gesundem Schulessen.
Gerade die COVID-19-Pandemie hat uns gezeigt, welche zentrale Rolle ein
leistungsfähiger bezirklicher Gesundheitsdienst hat. Diesen weiter zu stärken,
ist das Gebot der Stunde. Insbesondere Sozialraumorientierung und Prävention
sind Basis unserer Bezirkspolitik. Auch was eine offene und
diskriminierungsfreie Gesellschaft betrifft, hat Reinickendorf Nachholbedarf
und ist noch nicht im heute angekommen.
Dies alles wird uns nur gelingen, wenn wir alle auf den Weg in ein
zukunftsfähiges Reinickendorf mitnehmen. Echte Bürger*innenbeteiligung ist
gelebte Demokratie, macht bezirkliche Entscheidungen transparent, fördert die
Diskussion über die beste Idee im Bezirk und schützt vor Hinterzimmerdeals
weniger Etablierter, die jahrzehntelang Reinickendorf geprägt haben.
Unser Anspruch ist: Wer, wenn nicht wir Bündnisgrünen, sollen diesen Wandel in
Reinickendorf schaffen?
Die Zukunft ruft nach uns. Deshalb am 26. September 2021 für ein grünes
Reinickendorf. Es wird Zeit für Veränderung.
Am 26. September 2021 werden gleichzeitig der Bundestag, das Abgeordnetenhaus
Berlin und die Bezirksverordnetensammlungen gewählt. Bei diesen Wahlen haben Sie
insgesamt fünf Stimmen: 5 Stimmen für Grün.
Klima- und Umweltschutz
Der Klimawandel ist auch in Reinickendorf angekommen. Das Grün der
Reinickendorfer Wälder, Straßenbäume, Parks und Gärten ist bereits heute vor
allem durch die drei Dürresommer 2018 bis 2020 massiv geschädigt. Die Wurzeln
der Bäume finden im metertief ausgetrockneten Boden kein Wasser mehr. Der
Grundwasserspiegel auch für unser Trinkwasser sinkt deutlich. Mit den Pflanzen
geht auch die Artenvielfalt zurück.
Die Ursachen für die Klimakrise sind von Menschen gemacht. Insbesondere die zehn
Prozent Wohlhabende haben bisher sehr großzügig die zur Verfügung stehenden
Möglichkeiten ihrer jeweiligen Länder für sich genutzt und damit zu einem
wesentlichen Teil die jetzt erreichte Klimakrise auf der Welt mitverursacht.
Die Folgen des Klimawandels sind aber vor allem eine soziale Frage. Es sind vor
allem die finanziell weniger gut gestellten Bürger*innen, die besonders unter
Verkehrslärm und Abgasen leiden, die sich Grünflächen mit vielen Menschen teilen
müssen und nicht mal schnell der Hitze hier an anderen Orten ausweichen können.
Nicht nur in Reinickendorf bedeutet eine ökologische Umgestaltung des
Lebensraums zugleich auch einen wesentlichen Schritt in Richtung mehr sozialer
Gerechtigkeit.
Klima- und Umweltschutz sind globale Herausforderungen, denen wir auch auf
lokaler Ebene begegnen müssen. Somit ist unser Bezirk der Ort, an dem wir etwas
tun können und müssen.
Klimaschutz – Made in Reinickendorf
Reinickendorf hinkt beim Klimaschutz hinterher und schöpft die Kompetenzen und
Möglichkeiten auf bezirklicher Ebene bei weitem nicht aus. Der Bezirk ist im
Berliner Vergleich Schlusslicht bei der Nutzung von Sonnenenergie und der
Förderung des Radverkehrs. Dabei sind gerade hier die Gestaltungsmöglichkeiten
auf Bezirksebene groß (vgl. hierzu die Kapitel Mobilität und Bauen).
Bündnisgrüne Politik im Rathaus Reinickendorf wird den klimapolitischen
Stillstand beenden. Unser Ziel ist es, Reinickendorf wie ganz Berlin bis 2035
klimaneutral zu machen, um unseren Beitrag zu leisten, dass die Erderhitzung auf
1,5 Grad begrenzt wird. Das Bezirksamt und die Verwaltung müssen vorbildhaft
vorangehen, d.h. sämtliche Maßnahmen des Bezirksamts sollten verbindlich von
Nachhaltigkeit und Klimaschutz geleitet sein. Deshalb fordern wir einen
Klimaschutzvorbehalt für alle bezirklichen Entscheidungen!
Als wichtigste Maßnahmen werden wir dafür sorgen, dass bei sämtlichen Gebäuden
des Bezirks ab sofort sukzessive, aber schnell die Energieversorgung aus Erdgas
und Erdöl beendet wird und stattdessen mit Anlagen zur Energiegewinnung aus
erneuerbaren Quellen ausgestattet und der bezirkseigene Fahrzeug- und
Maschinenpark zügig auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Mit einem
Klimaanpassungs- und Hitzeaktionsplan unter Beteiligung des Gesundheitsamtes
werden wir uns darum bemühen, die bereits heute unabwendbaren Klimawandelfolgen
zu mindern.
Bezirksgrün – auch in Reinickendorf
Umweltschutz fängt bei den bezirklichen Grünflächen an und hört im heimischen
Vorgarten nicht auf. Wir setzen uns konsequent für den Artenschutz ein.
Reinickendorfer Naturparadiese müssen als Naturschutzgebiete ausgewiesen und
besonders geschützt werden. Dem Vorbild der Tegeler Fließlandschaft, die bereits
geschützt ist, müssen weitere Naturoasen wie die bisher unzugänglichen Gebiete
am Flughafensee und die Tegeler Stadtheide folgen.
Der Bezirk wird besonders mit Regenwasser besser haushalten müssen. Entlang von
Straßen und in Parks wollen wir – wo dies räumlich möglich ist –
Wasserauffangbereiche („Regengärten“) einrichten. Dadurch entstehen
kleinräumige Schwammbereiche, die den zu erwartenden Dürreperioden
entgegenwirken.
Wir wollen in Reinickendorf „Klima-Straßen“ schaffen, in denen Bäume Schatten
spenden und für ein feuchtes Mikroklima sorgen. Zur Steigerung der
Artenvielfalt werden wir das Grünflächenamt anweisen, in den Parks des Bezirks
großflächige Bereiche für Wildblumen deutlich auszuweiten.
Wir treten vehement für die Entsiegelung von Flächen ein. Der Ersatz von Asphalt
auf Pkw-Parkspuren und Stellplätzen durch Steinpflasterung hilft der
Regenwasserversickerung zugunsten der benachbarten Straßenbäume und der
Grundwasserbildung.
Und schließlich: Zu Gunsten des Artenschutzes müssen die "Vorgärten des Grauens"
ein Ende haben. Die bezirklichen Vorgaben, Gärten gärtnerisch anzulegen, sind
konsequent durchzusetzen. Vorgärten bzw. Grundstücke mit Kies zu schottern
oder mit Kunstrasen zu belegen, zerstört die Vielfalt der heimischen Pflanzen
und bietet hiesigen Tierarten und Insekten kaum oder keine Nahrung.
Mobilität statt Verkehr
Im Verkehrsbereich muss sich in Reinickendorf vieles ändern, damit saubere,
klimafreundliche und bezahlbare Mobilität für alle möglich ist.
Reinickendorf erstickt im Stau
Verstopfte Durchgangsstraßen nicht nur zur Hauptverkehrszeit, Umfahrungen durch
Wohngebiete, zugeparkte U- und S-Bahnstationen in den Ortsteilzentren: Immer
mehr Autos verstopfen unseren Bezirk, belegen wertvolle Flächen im öffentlichen
Raum und nehmen den Menschen die Luft zum Atmen.
Das CDU-geführte Bezirksamt setzt weiter auf die autogerechte Stadt der 70er-
Jahre: Die größten Steigerungen im Bezirkshaushalt und auch bei Sondermitteln
gibt es für Straßenbau – für Autos, nicht für Fahrradfahrer*innen und
Fußgänger*innen. Das lehnen wir ab.
Wir lösen den Stau auf
Nicht nur wir Grünen wissen: Wer mehr Straßen baut, wird noch mehr Verkehr
ernten. Wer die Augen öffnet, sieht, dass die zunehmenden Mobilitätsbedürfnisse
in der wachsenden Stadt nicht mit noch mehr Kfz-Verkehr bewältigt werden können.
Dafür fehlt schlicht der Platz und ist klima- und umweltpolitisch der falsche
Weg. Wir möchten unsere Straßen als öffentlichen Raum für alle zurückerobern:
für Kinder, Ältere, Fahrrad- und Fußverkehr, als Orte der Begegnung mit
Aufenthaltsqualität und ohne Bedrohung für Leib und Leben.
Konsequenter Klimaschutz
Trotz aller Klimaziele und Ankündigungen auf allen Ebenen sind die
Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor in den letzten Jahren nicht gesunken.
Für die Ebene der Bezirkspolitik aber gilt: In keinem anderen Politikfeld können
wir auf lokaler Ebene für den Klimaschutz so viel erreichen wie im
Straßenverkehr. Wir müssen nur den Spielraum ausnutzen, den wir für
Reinickendorf haben.
Regionalverkehr auf die Schiene bringen
Reinickendorf ist der einzige Bezirk, durch den aktuell kein schienengebundener
Regionalverkehr verläuft. Pendler*innen aus dem angrenzenden Umland haben daher
kaum ein attraktives Angebot nach Berlin zur Arbeit zu kommen, ohne mit dem Auto
durch Reinickendorf zu fahren. A111 und B96 sind deshalb regelmäßig zu gestaut.
Dabei führen zwei stillgelegte Bahn-Strecken durch den Bezirk, parallel zu
diesen Haupteinfallstraßen: Die Kremmener Bahn (Strecke Gesundbrunnen-Tegel-
Hennigsdorf) und die Nordbahn (Strecke Gesundbrunnen-Wittenau-Oranienburg).
Diese Bahnlinien müssen ebenso wie die Heidekrautbahn zügig reaktiviert werden.
Nur so können wir Reinickendorf vom Auto-Verkehr der Pendler*innen entlasten.
Der schienengebundene Umlandverkehr muss deutlich verbessert werden. Hierzu
gehört auch der zügige zweigleisige Ausbau der S 25 bis Hennigsdorf, um einen
zuverlässigen 10/5-Minuten-Takt zu ermöglichen.
Deshalb ist es gut, dass die grün-geführte Senatsverwaltung nach Jahrzehnten des
Stillstands die Umlandverbindungen in Kooperation mit Brandenburg und der
Deutschen Bahn AG deutlich Verbesserungen bei den Verbindungen ins Umland plant
(i2030-Projekt – unter www.i2030.de nachzulesen). Der Bezirk muss diese Vorhaben
aktiv unterstützen.
U-Bahn, Tram und Regionalverkehr zusammen denken: Schienenanschluss für das
Märkische Viertel (MV)
Die wachsende Stadt braucht ein wachsendes Schnellbahnnetz aus U- und S-Bahnen
sowie der Straßenbahn. Nur mit dem zügigen Ausbau des elektrischen
Schienenverkehrs, der zunehmend den Einsatz von Bussen ersetzt, kann die
Mobilitätswende in Reinickendorf gelingen.
Wir Grüne haben immer die Verlängerung der Tram M1 von Rosenthal nach Wittenau
und dann weiter zum Kurt-Schumacher-Platz gefordert.
Wir freuen uns über die überfällige Reaktivierung der Heidekrautbahn, die die
Situation im MV wesentlich verändert. Die Heidekrautbahn wird das Märkische
Viertel allerdings nur am östlichen Rand mit einem Haltepunkt am Wilhelmsruher
Damm erschließen. Da sie nur eingleisig gebaut wird, ist maximal ein
Halbstundentakt möglich. Im Hinblick auf ein attraktives Angebot kann das nicht
das letzte Wort sein.
U-Bahn und Tram sind kein Gegensatz. Wir wollen beides! Die Tram sollte auf
eigenem Gleiskörper fahren, damit sie nicht im Autostau steckenbleibt, sondern
eine attraktive und schnellere Alternative bietet. Zur genauen Trassenführung
sind Alternativen zum Wilhelmsruher Damm zu prüfen. Entscheidend ist, dass Tram,
U-Bahn und Heidekrautbahn miteinander verknüpft werden, sich sinnvoll ergänzen
und so für möglichst alle Menschen im Märkischen Viertel ein Schienenanschluss
fußläufig erreichbar ist.
Fahrradnetz und sichere Fahrbahnen für Radfahrende
Die wenigen Fahrradwege sind häufig in schlechtem Zustand und entsprechen
zumeist nicht den Anforderungen des Berliner Mobilitätsgesetzes, sind nicht
sicher, enden oft vor der Kreuzung, wo man sie besonders braucht, und ergeben
auch kein Netz.
Niemand sollte Leib und Leben riskieren müssen, um in unserem Bezirk Fahrrad zu
fahren. Deshalb fordern wir sichere Radverkehrsanlagen, damit wirklich alle,
insbesondere auch Kinder und Ältere, sich sicher fühlen können, wenn sie ihre
Wege durch den Bezirk mit dem Fahrrad zurücklegen.
Unser Vorschlag für ein durchgängiges Fahrrad-Vorrangnetz liegt vor. Vorrang
heißt hier: Innerhalb dieses Netzes soll sich die Gestaltung des Straßenraums
vorrangig an den Bedürfnissen des Fahrradverkehrs orientieren und die Planung
und Umsetzung soll vorrangig geschehen. Kern unseres Vorschlags für ein
bezirkliches Radnetz ist ein „Dreieck“ sicherer, attraktiver Radverkehrsanlagen
zwischen den bezirklichen Oberzentren Kurt-Schumacher-Platz, Alt-Tegel und
Märkisches Zentrum.
Wir fordern, dass überall dort, wo der Platz vorhanden ist, Kfz-Fahrbahnen in
geschützte Radstreifen umgewidmet werden. Temporäre Radverkehrsanlagen sind ein
gutes Mittel zur Erprobung, bevor sie baulich verstetigt werden. Dies betrifft
insbesondere die Berliner Straße in Tegel, die Ollenhauer Straße bis zur S-Bahn-
Brücke, die Scharnweberstraße und die Heiligenseestraße (Waldbereich).
Kita- und Schulwege müssen sicher sein. Im Umfeld von Kitas und Grundschulen
muss der Kfz-Verkehr generell, aber insbesondere in Form von „Eltern-Taxen“ zu
Gunsten Rad fahrender Kinder zurückgedrängt werden. Hierfür fordern wir ein
absolutes Halteverbot in einem angemessenen Bereich vor den Eingangsbereichen zu
den jeweiligen Stoßzeiten.
Fußverkehr und Urbane Plätze mit Aufenthaltsqualität
Fußverkehr wird oft an den Rand gedrängt und erhält den Platz, der übrig
bleibt. Dabei sind wir alle Fußgänger*innen, und sei es nur auf dem Weg von der
Wohnungstür bis zur nächsten Haltestelle.
Straßen dürfen für den Fußverkehr vor allem in Ortsteilzentren keine Barrieren
sein, die zu weiten Umwegen zwingen, sondern brauchen in kurzen Abständen
sichere Querungsmöglichkeiten wie Fußgängerampeln, Zebrastreifen, Mittelinseln
oder Gehwegvorstreckungen.
Darüber hinaus wünschen wir uns für die Zentren der Ortsteile eine
Verkehrsberuhigung in Form von Verkehrsräumen, in denen der Fußverkehr Vorrang
hat. Das kann auch eine Fußgängerzone sein. Parken soll hier nur auf
ausgewiesenen Flächen auf das Halten zum Ein- und Aussteigen sowie zum Be- und
Entladen begrenzt werden.
Von zentralem Interesse wäre z.B. die fuß- und radverkehrsfreundliche
Umgestaltung der Berliner Straße in Tegel von der Humboldt-Bibliothek bis zu den
Borsighallen mit breiteren Gehwegen, Radfahrstreifen, Sitzgelegenheiten und
mehr Querungsmöglichkeiten oder auch die Rückgewinnung des Kurt-Schumacher-
Platzes als urbanes Zentrum.
Neue Mobilitätsdienstleistungen
Carsharing, Bikesharing, E-Roller, Poolingdienste: In Berlin sind in den letzten
Jahren viele neue Mobilitätsangebote entstanden. Aber sie müssen die
Außenbezirke erreichen, auch Reinickendorf. Viele private Autobesitzer*innen
würden gerne ihr Auto abschaffen, wenn es nur wirklich verlässliche Alternativen
gäbe.
In Reinickendorf sollten Sharing-Angebote stationsbasiert sein, damit das
Angebot verlässlich und auffindbar zur Verfügung steht. Das gilt für Carsharing
wie auch für Bikesharing. Dazu gehören Mobilitätsstationen an U- und S-
Bahnhöfen.
In Frohnau, Hermsdorf, Heiligensee, Konradshöhe oder Lübars sollte es ein
Rufbussystem geben, um verlässlich und sicher zu allen Tages- und Nachtzeiten
von den U- und S-Bahnhöfen nachhause zu kommen.
Wirtschaftsverkehr
Wirtschaftsverkehr ist vielfach notwendiger Verkehr, damit unsere Stadt
funktioniert. Aber er kann und muss effizienter und flächensparender
organisiert werden. Wir fordern: In Einkaufsstraßen und Ortsteilzentren müssen
ausreichend Liefer- und Ladezonen eingerichtet werden. Dafür müssen Parkplätze
entfallen. Auch Einzelhandel oder Gastronomie haben nichts von Dauerparkern,
die wertvolle Flächen an besonders stark frequentierten Orten blockieren.
Verkehrsberuhigung in Wohnkiezen: Kiezblocks!
Wohnstraßen sind Lebensraum. Deshalb sollten sie von Durchgangsverkehr befreit
sein, der auf den Hauptverkehrsstraßen gebündelt werden muss.
Um Wohnkieze für den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen, gibt es ein Bündel
bekannter Instrumente, die unter dem Namen "Kiezblocks" zusammengefasst
werdenund die wir endlich auch in Reinickendorf anwenden wollen:
Diagonalsperren und andere Modalfilter, gegenläufige Einbahnstraßen oder lange
Engstellen, die mehr Platz für Stadtgrün und Aufenthaltsmöglichkeiten auf die
Straße bringen. Dazu gehört z.B. auch die Einrichtung temporärer Spielstraßen
unter Mitwirkung der Anwohnenden.
Wie genau und mit welchen Mitteln Wohngebiete beruhigt werden sollen, möchten
wir für jeden einzelnen Kiez in Bürger*innen-Werkstätten mit den jeweiligen
Anwohner*innen erarbeiten.
Parkraummanagement und Parkraumpolitik
In Reinickendorf sind wichtige Zentren, U- und S-Bahn-Stationen und viele
Wohngebiete nahezu permanent zugeparkt.
Wir brauchen daher endlich auch in Reinickendorf eine zielgerichtete
Parkraumpolitik, die den öffentlichen Raum gerecht verteilt.
Gerade in Ortsteilzentren mit Einzelhandel, ob am Kurt-Schumacher-Platz oder in
Frohnau, und für Flächen rund um U- und S-Bahnhöfe brauchen wir Lösungen des
Parkraummanagements, um die Flächen besser zu nutzen. Gleiches gilt auch, wo
belebter Raum nicht bevorzugt für private Pendlerparkplätze genutzt werden
sollte.
Mit „Abzocke“ hat dies nichts zu tun. Parkraumbewirtschaftung sorgt vielmehr
dafür, dass Anwohner*innen und Kurzzeitbesucher zügig einen Parkplatz finden, so
dass unnötiger Parksuchverkehr vermieden wird. Und die maßvolle Umwandlung von
Parkplätzen schafft den dringend benötigten Raum für bessere Nutzungen, ob für
Fahrrad und Fußverkehr oder mehr Straßengrün, Aufenthalt und Spielflächen.
Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Wohnen
Wohnen und Mieten entwickeln sich zunehmend zu einer existentiellen sozialen
Frage in unserer Stadt. Viele Menschen fühlen sich durch steigende Mieten von
Verdrängung bedroht. Und wer heute eine Wohnung sucht, findet kaum etwas
Bezahlbares. Gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, den
Wohnungsbestand energetisch zu modernisieren, um den Anforderungen des
Klimaschutzes gerecht zu werden. Zwischen diesen Zielen bedarf es eines
Ausgleichs und die Lasten müssen gerechter verteilt werden. Denn niemand darf
aus ihrem/seinem angestammten Wohnumfeld verdrängt werden!
Gerade im Hinblick auf die wachsende Bevölkerung in Berlin müssen wir die
knappen Flächen effizienter nutzen und den ungehemmten Flächenverbrauch
stoppen. Straßen und Plätze wollen wir menschengerecht gestalten, Grün- und
Freiräume in ausreichender Zahl und Ausdehnung sichern bzw. herstellen.
Mit dem Tegeler Fließ verfügt der Bezirk über eine der schönsten und
eindrucksvollsten Naturlandschaften Berlins. Eine besondere Chance für den
Bezirk bietet die zukünftige Gestaltung der Tegeler Heide auf dem ehemaligen
Flughafengelände in Verbindung mit dem Schutzgebiet am Flughafensee sowie dem
Übergang zum Landschaftspark und Schumacher-Quartier.
Visionen - Strategie für Reinickendorf
Wir fordern für Reinickendorf ein zukunftsfähiges und nachhaltiges
Stadtentwicklungskonzept, das die drängenden Fragen der Zeit beantwortet. Dazu
zählen insbesondere die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, die Schaffung
lebenswerter Quartiere sowie die Herausforderungen aus dem Klimawandel.
Klimaschutz und Klimaanpassung zwingen zu einem Strukturwandel.
Zu den Antworten zählt die Entwicklung von Potenzialflächen für den
Wohnungsneubau, vor allem durch Binnenverdichtung, um die zusätzliche
Flächeninanspruchnahme in Grenzen zu halten. Ziel ist es, CO2-neutrale,
energieeffiziente und klimaangepasste Quartiere zu schaffen.
Im Interesse einer Re-Urbanisierung fordern wir die konsequente Umsetzung des
Zentren- und Einzelhandelskonzepts. Standorte sind nur noch im Rahmen einer
gemischten Wohn- und Gewerbebebauung zu entwickeln, um kurze Wege zu
ermöglichen und unnötige Verkehre zu vermeiden. Discounter-Flachbauten, wie sie
sich an vielen Stellen des Bezirks angesiedelt haben, müssen mehrgeschossig um-
oder neugebaut werden, wie dies z.B. an der Oranienburger Straße umgesetzt
wurde. Die oft überdimensionierten PKW-Parkplätze sind so weit möglich
zurückzubauen, durch Fahrradstellplätze zu ergänzen und zu begrünen.
Wir unterstützen das Modell der kooperativen Baulandentwicklung, um die
wohnungsbaupolitischen Ziele umzusetzen und einen Anteil von mindestens 30
Prozent an bezahlbarem Wohnraum zu errichten. Geregelt ist auch die Beteiligung
an dem durch den Wohnungsbau entstehenden Bedarf an notweniger sozialer
Infrastruktur, z.B. dem Ausbau von Kitaplätzen.
Stadtplanung in den Ortsteilen
Gerade die Planung in den Ortsteilen erfordert eine ausgeprägte
Beteiligungskultur zugunsten der dort lebenden Menschen. Wir wollen die
Ortsteile stärken, indem wir die Plätze in den Ortsteilzentren durch Abbau von
Barrieren (z.B. parkende Autos) und durch Zugangserleichterungen (z.B.
Zebrastreifen) für Fußgänger*innen erreichbar machen. Aufenthalts- und
Spielmöglichkeiten für Eltern mit Kindern, zusätzliche Sitzgelegenheiten,
Outdoor-Ausschankmöglichkeiten für anliegende Cafes oder Gaststätten und
Wochenmärkte tragen zur Belebung der Ortsteilzentren bei. Grüne Stadtplanung
bedeutet, den Erhalt der Vielfalt und Mischung der Bevölkerung als zentrale
Anforderung zu formulieren.
Ziel ist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch eine deutliche Beruhigung
des motorisierten Verkehrs in den Ortsteilzentren, wie wir es für die
Heinsestraße in Hermsdorf bereits vorgeschlagen haben. Dazu sollte jeweils eine
breit geführte Diskussion mit allen Betroffenen und Interessengruppen vor Ort
in Form einer professionell begleiteten Bürgerbeteiligung organisiert werden.
Ein besonders wichtiges und hervorragendes Entwicklungsgebiet für Reinickendorf
bildet das Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Neben dem Neubau
von Wohnungen durch eine kommunale Wohnungsgesellschaft am Olbendorfer Weg im
Bereich der sogenannten Sternhäuser mit einem Anteil von mindestens 50 %
sozialgeförderten Wohnraums, soll die notwendige soziale Infrastruktur
eingeordnet werden, der alte Anstaltsfriedhof als Gedenkort gesichert und die
wertvollen Naturflächen erhalten und geschützt werden. Eine öffentliche
Durchwegung des Areals ist sicherzustellen.
Sozialraumorientierung in der Stadtentwicklung fördert Chancengleichheit
Die konsequente Einrichtung geeigneter und durchdachter Milieuschutzsatzungen
kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die Verdrängung der angestammten
Bewohnerschaft zu verhindern. Nach dem Erlass eines ersten Milieuschutzgebiets
im Lette-Kiez in Reinickendorf-Ost fordern wir die Ausweisung weiterer
Milieuschutzgebiete vor allem für die gefährdeten Quartiere von Reinickendorf-
Ost rund um die Residenzstraße bis zur Scharnweberstraße in Reinickendorf-West.
Um die Spekulation mit Wohnraum weiter zu begrenzen, wollen wir im Bezirk das
Instrument des Vorkaufsrechts zu Gunsten Dritter, z.B. der kommunalen
Wohnungsunternehmen oder Genossenschaften, verstärkt einsetzen. Dazu können
auch die möglichen Förderprogramme des Landes genutzt werden.
Das neu entstehende Stadtquartier auf dem ehemaligen Flughafen Tegel muss
organisch in das bestehende Umfeld eingebunden werden. Dabei müssen insbesondere
der Bereich um die Scharnweberstraße und die Neugestaltung des Kurt-Schumacher-
Platzes einbezogen werden. Mit der Nachnutzung des Flughafens gewinnt dieser
eine wichtige Funktion und sollte wieder als urbaner Platz mit
Aufenthaltsqualität sichtbar und erlebbar werden.
Natur- und Umweltschutz in Reinickendorf
Reinickendorf ist noch ein grüner Bezirk. Um dies zu bewahren, setzen wir uns
für einen aktiven Natur- und Umweltschutz im Bezirk ein.
Der Druck auf die bestehenden Naturräume und die Artenvielfalt durch die
städtische Verdichtung ist sehr hoch. Dabei bestehen viele Möglichkeiten die
bebaute Struktur durch verschiedene Bebauungstypen hinweg als Habitate für
Pflanzen und Tiere zu nutzen.
Die Innenhöfe der Gründerzeit, Baulücken, Gärten und öffentliche Grünanlagen
sind wichtige Voraussetzungen für eine urbane Biodiversität. Parks und
Freiflächen, Straßenbäume, Stadtwälder, begrünte Dächer und Fassaden sorgen
für frische Luft.
Begrünter Stadtraum erzeugt Identifikation der Bewohner*innen mit ihrem
Quartier. Wir wollen öffentliche Grünanlagen als Orte stärken, an denen sich
Bewohner*innen ohne Barrieren und Konsumzwang begegnen können. Wir fordern den
Ausbau vernetzter Gründurchwegungen für den Bezirk, die naturnahe Pflege der
Grünflächen sowie den Ausgleich der Verluste bei den Stadtbäumen durch
verstärkte Nachpflanzungen.Hier wollen wir neue Modelle erproben, wie z.B. die
Beteiligung von Baumschulen bei der Neuanlage von Grünanlagen, dichtere
Pflanzung, spätere Auspflanzung.
Wassermanagement und Stadtklima
Die natürlichen Wasserflächen, wie der Schäfersee in Reinickendorf-Ost und der
Waldsee in Hermsdorf, stellen wichtige Grün- und Erholungsgebiete dar und
dienen als Sammelstellen für Regenwasser. Sie sind jedoch seit Jahrzehnten
durch verschmutzte Abwässer massiv belastet. Wir fordern deshalb die Errichtung
von Anlagen zur Vorklärung der eingeleiteten Abwässer. Unversiegelte Bereiche
können beträchtliche Mengen an Niederschlagswasser aufnehmen, bei
Starkregenereignissen wirken versickerungsfähige Böden gegen Überschwemmungen.
Für die Erhaltung der biologischen Vielfalt Berlins hat auch das
Vogelschutzgebiet Flughafensee in Verbindung mit der „Tegeler Stadtheide“ einen
außerordentlich hohen naturschutzfachlichen Wert. Wir fordern die Ausweisung
eines Naturschutzgebiets (NSG), bis dahin die zeitnahe Sicherung dieser Flächen
mindestens in der jetzigen Ausdehnung und mit den wertvollen Arten und
Lebensgemeinschaften.
Der Erhalt der Kaltluftentstehungsfunktion der bisherigen offenen
Flughafenflächen sowie insbesondere der Erhalt bzw. die Herstellung
funktionsfähiger Kaltluftschneisen in Richtung Volkspark Rehberge und Moabit
spielen für das Stadtklima eine zentrale Rolle.
Liegenschaftspolitik orientiert am Allgemeinwohl
Zu einer zukunftsorientierten Liegenschaftspolitik gehört die Vorhaltung
bezirkseigener Gebäude und Grundstücke, um Planungsspielräume für zukünftige
Entwicklungen zu haben. Da der Bezirk nur noch eingeschränkt über weitere
eigene Flächen verfügt, fordern wir, geeignete Grundstücke für Zwecke der
öffentlichen Daseinsvorsorge anzukaufen.
Im Rahmen des bezirklichen Liegenschaftsmanagements ist ein nachhaltiges
Nutzungs- und Modernisierungskonzept für die bezirkseigenen Gebäude zu
entwickeln und regelmäßig fortzuschreiben.
Im Sinne einer ganzheitlichen Planung sind dabei neben dem Erreichen hoher
energetischer Standards sowie Dach- und/oder Fassadenbegrünung auch weitere
nutzergerechte Qualitäten, wie Barrierefreiheit, Funktionalität, Gestaltung und
Umweltverträglichkeit umzusetzen. Der verbleibende Energiebedarf in der Nutzung
ist aus erneuerbaren Energien zu decken, z.B. über eine Photovoltaikanlage.
Zukunft TXL
Mit dem Ende des Flugbetriebs am TXL ist eine Epoche zu Ende gegangen. Positive
Erinnerungen vieler Berliner*innen wollen wir mit einer zukunftsorientierten
Nachnutzung des ehemaligen Flughafengeländes verbinden. Statt Fluglärm und
Luftverschmutzung wollen wir einen innovativen Zukunftsort schaffen, der
Wissenschaft, Wirtschaft, Wohnen und Naherholung vereint. Dies wird den Bezirk
Reinickendorf spürbar verändern. Darauf freuen wir uns und werden die
Entwicklung zum Besten unseres Bezirks aktiv mitgestalten!
Reinickendorf wird Hochschulstandort
Mit der Urban Tech Republic entsteht rund um das Terminal in den kommenden
Jahren ein innovativer Technologie-, Forschungs-, Gewerbe- und Industriepark.
Mit dem dort geplanten Campus der Technischen Hochschule wird Reinickendorf
endlich Hochschulstandort. Zusammen mit der Ansiedlung innovativer und
attraktiver Unternehmen sowie der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-
Akademie können so bis zu 20.000 neue und gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen.
Diese Entwicklung wollen wir als Bezirk planerisch zusammen mit dem Land, der
Technischen Hochschule und einer transparenten Bürger*innen-Beteiligung
gestalten.
Innovative Ideen für ein klimaverträgliches und nachhaltiges Stadtleben, die
hier entwickelt werden, sollen auch in Reinickendorf Anwendung finden und
beispielhaft umgesetzt werden. Wir wollen, dass Reinickendorf Schaufenster und
Modellbezirk für nachhaltige Stadtentwicklung wird!
TXL als urbaner Wohnort
Attraktive Arbeits- und Wohnmöglichkeiten machen Reinickendorf insbesondere für
junge Familien attraktiv. Durch die Ansiedlung der Hochschule werden auch
vermehrt Studierende in Reinickendorf wohnen. Mit dem Schumacher-Quartier und
den Quartieren TXL Nord und Cité Pasteur gewinnen wir dringend benötigten
Wohnraum und einen modernen und ökologisch nachhaltigen neuen Wohnort für mehr
als 10.000 Menschen. Möglichem Verdrängungsdruck auf die derzeitigen
Anwohner*innen werden wir frühzeitig und konsequent durch Mileuschutzsatzungen
entgegengetreten.
Die Urban Tech Republic gut anbinden
Wir setzen auf eine moderne Verkehrsanbindung im Umweltverbund mit
schienengebundenem ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr. Hierfür unterstützen wir die
Anlage eines leistungsfähigen Tram-Betriebshofes und den zügigen Bau der
Radschnellverbindung von Heiligensee über die Urban Tech Republic in Richtung
Hauptbahnhof und werden sie durch weitere Radverbindungen des Vorrangnetzes in
Nord-Süd-Richtung ergänzen.
Um neuen Schleichverkehr in den angrenzenden Kiezen zu verhindern, soll der
notwendige Kfz-Verkehr der Urban Tech Republic ausschließlich über den
bestehenden Straßenanschluss erfolgen. Sperrungen des Flughafentunnels wegen
hoher Abgaskonzentrationen bei Stau belasten schon heute umliegende Quartiere
durch Ausweichverkehr. Um dies künftig zu vermeiden, fordern wir, die
Tunneldecke zumindest teilweise zu öffnen. Der bisherige Autobahnanschluss an
den Kurt-Schumacher-Platz ist zurückzubauen.
Der gesamte Bezirk soll profitieren!
Wir werden darauf achten, dass die Zukunft von TXL, also die Urban Tech Republic
und das Schumacher-Quartier, keine isolierte Insel der Seeligen wird, sondern
auf den Bezirk ausstrahlt und eine Verbesserung für alle Menschen in
Reinickendorf wird.
Auch für die angrenzenden Bestandsquartiere müssen deshalb Freizeit- und
Sportflächen deutlich ausgebaut werden, die auch für den Schulsport attraktiv
nutzbar und gut erreichbar sind. Dazu fordern wir die Errichtung eines neuen
Kombi-Schwimmbades, um die deutliche Unterversorgung Reinickendorfs mit
öffentlichen Schwimmbädern zu beheben. Wir wollen, dass ganz Reinickendorf von
einer neuen Nutzung des TXL-Geländes profitiert!
Wirtschaft und Arbeit
Klimaschutz schafft Arbeit
Wenn wir in Klimaschutz investieren, sichern wir damit auch qualifizierte
Arbeitsplätze in kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben vor Ort.
Energetische Sanierungen, Umstellung auf erneuerbare Energien und Wärmequellen,
Energieeinsparung und -effizienz, Begrünung von Dächern und Fassaden: All das
bedeutet Aufträge für Fachbetriebe für Haustechnik, Elektro, Heizungsbau,
Sanitärbetriebe, Dachdecker, Zimmereien, Regelungstechnik, Gartenbau und viele
mehr. Auch deshalb wollen wir alle öffentlichen Gebäude energetisch und
klimaresilient modernisieren. Um für den Gebäudebestand insgesamt eine
ambitionierte jährliche Sanierungsquote zu erreichen, bedarf es auch für den
privaten Sektor Anregung, Förderung und Beratungsangebote. So profitieren am
Ende alle: Bewohner*innen, Nutzer*innen, lokale Betriebe und Arbeitnehmer*innen.
Förderung von Start-Ups und Unternehmensgründungen
Berlin weist sich durch zahlreiche Zukunftsorte aus, an denen junge
Unternehmer*innen erfolgreich in Kontakt mit Investoren, Forschung oder
Entwicklung kommen. Für Reinickendorf wird künftig unter anderem die Urban Tech
Republic am Ort des ehemaligen Flughafengeländes TXL eine spannende Chance für
Unternehmensgründungen bieten.
Wir fordern eine zielgerichtete Gewerbeentwicklungsplanung, um die notwendigen
Räume und Rahmenbedingungen zu schaffen. Für die Ansiedlung neuer Unternehmen
setzen wir auf Grund der steigenden Gewerbemieten auf Standortgemeinschaften, in
denen sich mehrere Start-Ups Ort und Infrastruktur teilen. Außerdem fordern wir
Zwischennutzungen für Start-Ups zu ermöglichen. Hierdurch vermeiden wir
Leerstand (und schaffen günstigen Raum für Neugründungen).
Neben günstigen Standortfaktoren braucht es die richtigen Ideen. Wir wollen
daher bestehende Projekte an den Reinickendorfer Schulen verstetigen, mit denen
sich die Schüler*innen dem Thema Unternehmensgründung interaktiv annähern
können.
Nur ca. jedes zehnte Start-Up wird von einer Frau gegründet. Deswegen wollen
wir, dass spezifische Mädchen- und Frauenprojekte im Bezirk angeboten werden.
Außerdem ist zu prüfen, bei welchen Standortgemeinschaften von Start-Ups
Betriebskitas im Verbundsystem eingerichtet werden können. Heutzutage muss es
nicht mehr sein, dass bei jungen Paaren eine Person auf Erfolg verzichten muss,
wie es früher üblich war. Durch den Mangel an Unternehmerinnen entsteht nicht
nur Ungleichheit, sondern der Wirtschaft gehen auch viele Ideen und Perspektiven
verloren.
Für uns Grüne gehen Ökologie und soziale Verantwortung Hand in Hand. Wir wollen
deshalb in Reinickendorf eine Wirtschaft etablieren, bei der gute Arbeitsplätze,
aktive Beteiligung der Beschäftigten und nachhaltige Produkte und Dienste im
Vordergrund stehen.
Gesunde Gesundheitswirtschaft
Im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte als beispielsweise im Handel. Dieser Sektor liegt auch im Umsatz an
dritter Stelle und ist also schon von der Wirtschaftskraft her äußerst bedeutsam
für den Bezirk. Seine Leistungsfähigkeit muss durch enge Zusammenarbeit mit dem
Bezirk erhalten und gestärkt werden.
Ausbildung und Fachkräfte in Reinickendorf sichern
Während die Anforderungen in der Arbeitswelt immer komplexer werden und die
Bevölkerung immer älter, stehen viele Unternehmen vor einem steigenden
Fachkräftebedarf. Daher wollen wir in Reinickendorf Unternehmen unterstützen,
Fachkräfte auszubilden, vor Ort zu halten und für Reinickendorf zu begeistern.
Dabei setzen wir auf verschiedenen Ebenen an: die berufliche Ausbildung bzw. das
duale Studium für junge Menschen, das berufsbegleitende und lebensbegleitende
Lernen für Erwachsene sowie der Erhalt von Menschen im Erwerbsleben.
Grüner Tourismus
Wir wollen einen nachhaltigen und sozialen Tourismus in Reinickendorf fördern,
der Arbeitsplätze und Angebote für Reinickendorfer*innen schafft und die
Anwohner*innen in die Gestaltung einbezieht.
Die vielen frei zugänglichen Wasserflächen und die Naturlandschaften bieten
zahlreiche Möglichkeiten für aktive Freizeitgestaltung. Dafür muss die Anbindung
mit ÖPNV und Fahrrad ausgebaut werden. Die bestehenden Freizeit-Angebote müssen
gepflegt und erhalten, nachhaltige und qualitativ hochwertige
Verpflegungsangebote zusätzlich geschaffen und die Infrastruktur insgesamt
grundsätzlich verbessert werden. Dies umfasst z.B. ausgeschilderte, gepflegte
Rad- und Wanderwege, öffentliche Toilettenanlagen und Trinkbrunnen, zuverlässige
und ausreichende Müllentsorgung und Fahrradständer.
Pandemie und Klimakrise: Lessons learned
Öffentliches Gesundheitswesen stärken
Das vergangene Jahr hat schmerzlich gezeigt, dass unser Bezirk nicht ausreichend
krisenfest ist. Sowohl die Covid-19 Pandemie als auch die Auswirkungen des
Klimawandels treffen gerade Kinder, Familien und ältere Menschen am härtesten -
aber auch Menschen mit geringem Einkommen. Egal ob Lockdown oder Hitzewelle:
Corona wird nicht die letzte Krise sein, deren Bewältigung gesellschaftliche
Solidarität von uns fordert. Deswegen müssen wir das urbane Leben in unserer
Stadt konsequent und passgenau an die Bewältigung der Klimakrise, die sozialen
Herausforderungen und die Erhaltung der Gesundheit anpassen, um unser
Reinickendorf lebenswert zu erhalten.
Voraussetzung dafür sind ein funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen,
starke soziale Hilfesysteme sowie Mut und Solidarität in unserem Bezirk. Dafür
brauchen wir einen starken, gut ausgestatteten öffentlichen Gesundheitsdienst
(ÖGD) und ein breites Angebot rund um Versorgung und Gesundheit in
Reinickendorf.
Gesundheitsbildung, Prävention und Hitzeaktionsplan
Auch in Reinickendorf führen der Klimawandel und immer heißere Sommer zu
steigenden Belastungen für die Gesundheit von Alt und Jung. Wir werden uns dafür
einsetzen, dass es einen Reinickendorfer Hitzeaktionsplan gibt und bei allen
Planungen im Bezirk Rücksicht auf öffentliche Schutzräume, schnell zugängliche,
kostenfreie Trinkwasserversorgung und Schatten-Oasen genommen wird. Die
Beratungsangebote des ÖGD wollen wir ausbauen, um Familien, Singles und alte
Menschen für den bestmöglichen Umgang mit Hitze und Klimawandel zu stärken.
Ebenso wollen wir bezirkliche Angebote zu Gesundheitsbildung, sei es zu
Ernährung, Bewegung und anderen Bereichen, ausbauen.
Gleichzeitig ist der Klimawandel nur einer von mehreren Faktoren für steigende
Belastungen in unserem Bezirk. Wir wollen daher alle gesundheitsschädigenden
Emissionen, wie Feinstaub oder Lärm, im Bezirk so weit wie möglich reduzieren,
denn das ist für uns eine Frage der Gesundheits- und Umweltgerechtigkeit.
Gesundheitsstrukturen verbessern
Kostenfreie Beratungs- und Bildungsangebote rund um Gesundheit und
Klimaresilienz im Bezirk wollen wir ausbauen, um den negativen Auswirkungen des
Klimawandels auf die Gesundheit und Gesundheitsstruktur entgegen zu wirken.
Stadtteilmütter, der Besuchsdienst nach der Geburt, Gesundheitsberatungen in
Stadtteilzentren und Projekte in den Kiezen zu erhalten und auszubauen, ist uns
ebenso wichtig wie ein gemeindepsychiatrischer Verbund. Das Gesundheitsamt und
den ÖGD personell und mit moderner Ausstattung stärken sowie diese als
Arbeitgeber attraktiver machen gehört zur Vielfalt unserer Gesundheitsstrukturen
wie ein wohnortnahes, ausgewogenes Angebot von Fachärztinnen und
gesundheitlicher Dienstleistungen im Bezirk.
Die Angebote rund um die Geburtshilfe und das Wochenbett wollen wir verbessern,
die Ansiedlung weiterer Hebammenpraxen unterstützen und uns für eine bessere
Kinderarztversorgung im Bezirk einsetzen.
Pflege kann noch besser werden
Die Pflegestützpunkte im Bezirk wollen wir ausbauen und u.a. mit Angeboten zur
Beratung für Palliativmedizin stärken. Auch Selbsthilfegruppe leisten einen
wichtigen Beitrag, um pflegende Angehörige zu unterstützen. Es ist uns wichtig,
ältere Menschen dabei unterstützen, im vertrauten Zuhause alt zu werden und sich
so lange, wie es geht, selbst zu versorgen. Wir setzen uns aber auch für die
Schaffung eines Kinderhospizes ein..
Gesellschaftliche Solidarität stärken
Starke Kieze - kurze Wege
Jeder Kiez ist anders und alle Bürger*innen sollen kurze Wege zu den
öffentlichen Angeboten haben. Aufbauend auf der Arbeit der letzten Jahre wollen
wir die Sozialraumorientierung weiter ausbauen und neu beleben. In jedem Kiez
sollen die öffentlichen Einrichtungen auf die Bedürfnisse im jeweiligen
Sozialraum untersucht, dementsprechend angepasst und mit eigenem Budget
ausgestattet werden.
Bezirkliches Netzwerk Alleinerziehende
Alleinerziehende haben ein besonders hohes Armutsrisiko. Wir wollen daher
ressortübergreifend ein Netzwerk für und mit Alleinerziehenden schaffen. Wir
regen zudem an, die Stelle der Beauftragten für Chancengleichheit am
Arbeitsmarkt im Jobcenter mit einem Schwerpunkt auf die Berufsorientierung für
Alleinerziehende auszustatten.
Altersgerechter Bezirk für eingutes Leben im Alter
Wir wollen die Altenhilfeplanung wieder aufnehmen und zudem die Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation WHO für altersgerechte Städte nutzen, um gemeinsam
mit lebensälteren Bürger*innen unser Reinickendorf altersfreundlich und
barrierearm zu gestalten. Der zunehmenden sozialen Isolation im Alter wollen
wir mit einer bezirklichen Strategie entgegenwirken und Einsamkeitsbeauftragte
etablieren.
Wir wollen Begegnungsorte schaffen - sowohl im öffentlichen Raum (Sitzbänke,
altersgerechte Sport- und Spielplätze) als auch durch den Auf- und Ausbau von
Mehrgenerationenhäusern und Nachbarschaftszentren. Die enge Vernetzung der
Reinickendorfer Pflegestützpunkte und Seniorenheime untereinander wollen wir
weiter stärken und auf Nachbarschaften und Kultureinrichtungen ausweiten.
Ausbau der Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen
Der Bedarf an Beratung und Prävention in Reinickendorf ist durch das Angebot der
Schuldner*innen- und Insolvenzberatung nicht gedeckt. Insbesondere auch die
präventive Beratung soll durch den Aufbau eines digitalen und
diversitätssensiblen Angebots verbessert werden, um die hohe Quote der
Überschuldung senken zu können.
Bei den Schuldner*innen- und Insolvenzberatungsstellen und bei der Suchtberatung
wollen wir weiterhin ausreichend Geld für freie Träger zur Verfügung stellen.
Hier ist auch die Landesebene gefordert, den Bezirken die entsprechenden Mittel
bereit zu stellen.
Wohnungslosigkeit vorbeugen und Wohnungslose unterstützen
Immer mehr Menschen, auch Familien mit Kindern, leben ohne ständige Wohnung oder
sind obdachlos. Wir wollen die Plätze der Kältehilfe im Bezirk ausbauen und die
Wohnungslosenhilfe verbessern. Ein zentraler Baustein der Prävention ist die
bezirkliche Fachstelle Wohnungsnotfallhilfe. Die Fachstelle soll Anlaufstelle
für Betroffene sein, auch aufsuchend arbeiten und Schnittstelle zu den
Hilfesystemen sein. "Housing first" ist ein gutes Konzept, um Wohnungslosen
einen Neustart zu ermöglichen, doch sichern wir auch die Ansprüche auf eine
Unterbringung nach dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsrecht Berlin (ASOG).
Denn wir kämpfen für alle, die wieder ein Dach über dem Kopf haben möchten.
Für wohnungslose Menschen benötigen wir mehr betreute Wohnformen, in denen sie
das eigenständige Wirtschaften ohne Druck (wieder) erlernen können. Wir setzen
uns dafür ein, das auf grüne Initiative entwickelte Projekt „Probewohnen“
fortzuführen und, wenn möglich, durch ein weiteres Projekt zu ergänzen.
Schule und Bildung
Wir wollen gerechte Startchancen für alle Kinder in Reinickendorf.
Um sicherzustellen, dass niemand benachteiligt wird, braucht es unter anderem
individuelle Förderung der Schüler*innen, Hausaufgabenbetreuung und
herkunftssprachlichen Unterricht.
Langes gemeinsames Lernen möchten wir durch mehr Gemeinschaftsschulen im Bezirk
ermöglichen. Das Grundprinzip der Gemeinschaftsschule ist, die Schüler*innen
nicht in unterschiedlichen Entwicklungsständen auf verschiedene Schulformen
aufzuteilen, sondern sie von der ersten Klasse bis zum Abschluss auf einer
Schule oder einem Campus mit differenzierter Unterstützung gemeinsam lernen zu
lassen. Dies fördert die Chancengerechtigkeit und baut Hürden für Familien ab,
die bisher vom Bildungssystem nicht ausreichend erreicht werden. An
Gemeinschaftsschulen werden alle Kinder durch multiprofessionelle Teams
individuell gefördert und profitieren außerdem vom Miteinander mit den anderen
Schüler*innen. Ein Platz in der Sekundarstufe 2 (Sek 2) ist für alle gesichert.
Um dieses Ziel einer gerechteren Bildung auch in Reinickendorf zu erreichen und
neue Schulplätze im Bezirk zu schaffen, gilt es, die bereits bestehende
Gemeinschaftsschule Campus Hannah Höch um eine Sekundarstufe 2 zu erweitern.
Wir fordern außerdem eine Integrierte Sekundarschule mit Sek 2 am
Waidmannsluster Damm, einen Schulcampus mit Sek 2 im Schumacher Quartier,
möglichst als Gemeinschaftsschule, sowie neue Grundschulen an der Ecke Thurgauer
Straße/ Aroser Alle und in der Cité Foch.
Schulen, die sich zu Schwerpunktschulen für Inklusion entwickeln möchten, müssen
vom Bezirk gefördert und entsprechend ausgestattet werden.
Wir fordern außerdem Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an allen Schulen.
Schulen müssen Demokratie leben indem sie Beteiligung bei
Entscheidungsprozessen und echte Mitbestimmung von allen ermöglichen. Bereits
bestehende Gremien sollen erhalten bleiben und gestärkt werden. Wir fördern
außerdem Projekte, wie beispielsweise den Schüler*innenhaushalt.
Um echte demokratische Teilhabe von Jugendlichen zu bewirken, unterstützen wir
die Forderung nach einer Absenkung des Wahlalters.
Schulen schleunigst fit machen für das digitale Zeitalter!
Die Pandemie hat noch einmal aufgezeigt: in Sachen Digitalisierung hängen die
meisten Schulen stark hinterher. Es braucht endlich eine flächendeckende
Ausstattung mit WLAN, Hardware, Endgeräten für Schüler*innen und Lehrkräfte und
einer sicheren Software.
Die digitale Infrastruktur muss auch durch Personal abgesichert sein, welches
sich um Wartung, Administration und alle weiteren IT-Dienstleistungen kümmert.
Da wir nicht von allen Lehrkräften erwarten können, bereits Expert*innen in
Sachen Technik und entsprechenden Lernmethoden zu sein, fordern wir zielgenaue,
bedarfsorientierte Fortbildungen.
Schulentwicklungsplanung bedarfsgerecht erneuern
Um Schulplätze in der Wohnumgebung für alle Familien sicherzustellen, bedarf es
eines vorausschauenden und bedarfsgerechten Schulentwicklungsplanes.
Schulneubauten sollen nur noch in ökologischer Bauweise errichtet werden,
vorzugsweise aus Holz. Die Energieversorgung soll dezentral und zukunftsfähig,
d.h. klimaneutral durch erneuerbare Energien entstehen. Als solche ökologischen
Vorzeigebauten sind die Schulen der perfekte Raum für die Bildung von Umwelt-
und Naturbewusstsein. Es müssen ausreichend Sportanlagen und genügend Platz für
Mensen und Schulküchen eingeplant werden.
Kinder verbringen so viel Zeit in den Schulen, dass sie für sie nicht nur Lern-,
sondern auch Lebensraum sind.
Wir wollen das Berliner Konzept der Lern- und Teamhäuser beim Schulbau
umsetzen. Weg von Flurschulen hin zu Aufenthaltsqualität und einer
lernförderlichen Atmosphäre.
Wichtig ist auch die Instandhaltung der Schulgebäude. Dafür stellen wir genügend
Hausmeistereistellen unter guten Arbeitsbedingungen zur Verfügung. Sauberkeit
ist ein wichtiges Thema, wenn es um die Gesundheit der Schüler*innen geht.
Durch die Re-kommunalisierung der Schulreinigung stellen wir Reinigungskräfte
wieder direkt an den Schulen an. So sind sie Teil der Schulgemeinschaft, die
sich zusammen für die Schule verantwortlich fühlt.
Gesundes Schulessen für alle
Nicht zuletzt, weil es für manche Kinder die einzige warme Mahlzeit am Tag ist
und uns die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler am Herzen liegt, fordern
wir ein gutes Essensangebot an allen Schulen. Vegetarische, vegane und
allergieverträgliche Angebote sollen immer zur Auswahl stehen und die Produkte
nachhaltig, saisonal, verpackungsarm und mit kurzen Lieferketten gekauft
werden.
Bei der Ausschreibung für Essensanbieter muss, wenn technisch möglich, Kochen
vor Ort in der Schulküche ein Pluspunkt sein. Daher wollen wir neue Schulbauten
grundsätzlich mit ausreichend Raum für Produktionsküchen planen und
Bestandsschulen nach Möglichkeit entsprechend nachrüsten.
Kinder sollen für die Bewusstseinsbildung in den Prozess mit einbezogen werden.
Eine gesunde Esskultur wird durch genügend Zeit und Raum zum Essen geschaffen.
Schulen in den Sozialraum öffnen
Wir befürworten eine Öffnung der Bildungseinrichtungen in den Sozialraum.
Schulen können am Nachmittag für Kulturprojekte geöffnet werden und so kann
Zusammenarbeit mit den Schüler*innen entstehen.
Außerschulische Lernorte sind wichtig für Reinickendorfer*innen aller
Altersklassen. Sowohl Jugendverkehrsschulen und Musikschulen als auch die
Volkshochschule sollen vom Bezirk gefördert und besser ausgestattet werden.
Kinder, Jugend, Familie
Kinder, Jugendliche und ihre Familien brauchen Sicherheit und alle
Möglichkeiten zur freien Entfaltung. Dafür braucht es mehr Flächen für Kitas
aller Formen. Wir wollen sichere Wege zu Kita, Schule,
Jugendfreizeiteinrichtungen, Spielplätzen und in der Freizeit.
Die Kooperation von Gesundheits- und Jugendamt wollen wir insbesondere im
Bereich der „Frühen Hilfen“ intensivieren und die aufsuchende Familienarbeit
(von der Schwangerschaft an) weiter verbessern. Wir befürworten das Fachkonzept
„Flexibudget“ zur Steuerung präventiver, regionaler Leistungen im Kontext der
Hilfen zur Erziehung. In der Kitaentwicklungsplanung wollen wir sozialräumlich
das Wunsch- und Wahlrecht der Familien stärken, indem wir über den aktuellen
Bedarf hinaus nachhaltig und sinnvoll auch ressortübergreifend planen; denn auch
in Zukunft wird die Zahl der Reinickendorfer*innen wachsen, während die Räume
für die sozialen Einrichtungen immer weniger werden. Gesundheitsprävention,
Kinderschutz, frühkindliche Bildung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gehören für uns zusammen.
Familienservicebüros sind auf grüne Initiative entstanden. Auch hier im Bezirk
wollen wir dezentral und flächendeckend solche Büros, um Zugangsbarrieren und
Hürden abzubauen, mehrsprachig zu beraten und die Verwaltung
familienfreundlicher zu machen.
Unser Bezirk soll für Familien attraktiver werden. Dazu zählen neben Kitas und
Spielplätzen in ausreichender Zahl Familienzentren und
Jugendfreizeiteinrichtungen sowie ansprechende Angebote für Jugendfreizeiten
und Erholungsreisen. Alle Angebote wollen wir noch stärker auf Diversität und
Inklusion ausrichten. In sämtlichen Planungskommissionen sollen Kinder und
Jugendliche vertreten sein. Viele Einrichtungen (wie z.B. die Tietzia, Meredo
oder das Centre Talma) sind wichtige Räume für Kinder, Jugendliche und ihre
Familien. Wir wollen die Qualität weiter ausbauen und die Einrichtungen noch
stärker sozialräumlich aufstellen. Projekte, wie beispielsweise Waldschulen,
welche das Umweltbewusstsein durch praktische Erfahrungen stärken, wollen wir
fördern. Das Berliner Jugendfördergesetz und Familienfördergesetz werden wir
vollumfänglich umsetzen. Eine Jugendhilfekoordination ist dazu unerlässlich.
An der Planung beteiligen wir Kinder und Jugendliche institutionell durch die
Einführung eines bezirklichen Jugendbüros. Zudem wollen wir ein Kinder- und
Jugendparlament einrichten, das die Vielfalt unseres Bezirks widerspiegelt. Die
Beteiligung des Bezirksjugendrings an Entscheidungen wollen wir fördern. So
stärken wir die Mitbestimmungsrechte der Kinder und Jugendlichen im Bezirk.
Uns ist wichtig, auch im öffentlichen Raum Treffpunkte für Jugendliche mit ihnen
gemeinsam zu schaffen und setzen in der Zusammenarbeit von offener Jugendarbeit
und Jugendsozialarbeit auf Streetworker*innen.
Offene Gesellschaft in Reinickendorf
Der Schlüssel zum Erfolg ist Vielfalt. Die zunehmend vernetzte Welt bringt uns
näher zusammen. Unser Bezirk ist divers und stellt den Menschen, in all seinen
Facetten, in den Mittelpunkt. Wir streben eine diskriminierungsfreie
Gesellschaft an, in der sich jede*r frei entfalten kann. Benachteiligung,
Ausgrenzung und Diskriminierung haben in unserer Zukunft keinen Platz, denn wir
verstehen unterschiedliche Perspektiven, Fähigkeiten und Erfahrungen als
Möglichkeit.
Ein geschlechtergerechter Bezirk
Gleichstellung betrifft jedes Geschlecht, deswegen stehen wir ein für ein
selbstbestimmtes Leben aller. Die Sichtbarkeit von Frauen, queeren und nicht-
binären Menschen wollen wir stärker fördern.
Zu einem selbstbestimmten Leben gehört auch ein leichter und schneller Zugang
zur Beratung und Informationen zu Frauenhäusern, deren Anzahl wir erhöhen
wollen. Insbesondere Frauen und Mädchen brauchen wirksame
Unterstützungsmaßnahmen gegen häusliche und sexuelle Gewalt.
Wir werden uns für die Errichtung eines Gleichstellungsausschusses im Bezirk
einsetzen, damit die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragen gestärkt wird. Mit
einem gendergerechten Haushaltsplan des Bezirks (sog. Gender Budgeting) sollen
die Bedürfnisse von Frauen und Männern gleichermaßen berücksichtigt werden.
Queeres Leben
Reinickendorf ist bunt. Aber queeres Leben ist leider weitgehend unsichtbar. Es
gibt in allen Altersstufen nur wenige konkrete Angebote für LGBTIQ*. Zudem fehlt
es an der Vernetzung z.B. der schulischen und außerschulischen
Ansprechpartner*innen für die Akzeptanz sexueller Vielfalt.
Wir werden uns für die Einführung einer/s bezirklichen
Antidiskriminierungsbeauftragten einsetzen, die/der insbesondere für Kitas,
Schulen, Jugend- und Senior*inneneinrichtungen als Ansprechpartner*in dient.
Somit sollen erste Schritte gegangen werden, um Ausgrenzung vorzubeugen.
Menschenwürdige Unterbringung für Geflüchtete
Unsere Solidarität endet nicht an Bezirksgrenzen. Hilfeleistungen für
Geflüchtete müssen daher sofort und ausreichend gewährleistet werden, um den
ankommenden Menschen eine menschenwürdige Behandlung versichern zu können.
Kleinere Unterbringungs- und Wohneinheiten gewährleisten ein verlässliches
Ankommen in ein sicheres Umfeld.
Mehrsprachigkeit? Reinickendorf!
Eine Stärke unseres Bezirkes ist die omnipräsente Mehrsprachigkeit. Doch
Migrant*innen, geflüchtete Personen und Zuziehende stehen in ihrem Alltag vor
einem riesigen Bürokratieproblem. Vorhandene Sprachbarrieren und bürokratisches
Durcheinander möchten wir mit mehrsprachigen Unterlagen erleichtern.
Wir setzen uns für mehr Projekte im Diversitymanagement, sowie für konsequente
Antirassismusmaßnahmen im Bezirk ein, um den/die Integrationsbeauftrage*n in
dessen Tätigkeiten zu unterstützen.
Religion
Reinickendorf schützt die individuelle Religionsfreiheit, jegliche Stätten des
Glaubens und die darin praktizierenden Individuen. Neben christlichen
Gemeinden, Moscheen und einem buddhistischen Haus fehlt uns allerdings eine
Synagoge in unserem Bezirk. Wir möchten den interreligiösen Dialog fördern und
Antidiskriminierungsstrategien unterstützen, um gegenseitiges Verständnis zu
fördern.
Ein inklusives Leben für alle
Um die Selbstbestimmung und Teilhabe aller Reinickendorfer*innen mit Behinderung
zu gewährleisten, wollen wir das Aktionsbündnis „Haus der Teilhabe"
sozialräumlich aufstellen und perspektivisch auch mit einer Liegenschaft
ausstatten und voranbringen. Wir wollen die Beratung sowie die Beauftragte für
Menschen mit Behinderung stärken, die Informationen des Bezirks in leichter
Sprache anbieten und den Zugang zu Informationen im Internet und insbesondere
die Eingaben und Beschwerden an die Verwaltung auch für nicht hörende und
sehende Menschen niedrigschwellig ermöglichen. Wir setzen uns dafür ein, dass
inklusive Barrierefreiheit zu sozialer Teilhabe und zur Überwindung von
Stigmata führt.
Kultur in und für Reinickendorf
Überblick
Das Kulturangebot in Reinickendorf muss ausgebaut werden, um den 250.000
Einwohner*innen des Bezirks Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen vor ihrer
Haustür zu ermöglichen.
In Reinickendorf müssen dringend mehr Flächen für Kulturschaffende entstehen -
beispielsweise Flächen an der frischen Luft, in Parks oder anderen Grünflächen
für Kleinkunstfestival und Theater.
Die bereits vorhandenen kulturellen Produktions- und Präsentationsräume sind
kaum sichtbar oder veraltet und oft nicht barrierefrei. Die Lage und
Sichtbarkeit der Kunstgalerien wird der Qualität der Ausstellungen nicht
gerecht.
Ziele
Es braucht eine Modernisierung der Präsentationsstellen, um die kreative Arbeit
im Bezirk zu stärken und eine angemessene Repräsentation der Kunst im Bezirk zu
erreichen.
Neue Angebote sollen möglichst viele Menschen über den bürgerlichen Mittelstand
hinaus erreichen und öffentliche Kulturangebote für alle Bevölkerungsteile
ermöglichen. In Bürger*innentreffen könnten Reinickendorfer*innen an der
Gestaltung der Kulturangebote mitwirken.
Die Zusammenarbeit zwischen Kultur und Bildung sowie Sport soll gestärkt
werden, um auch Jugendliche und Kinder am kulturellen Leben in Reinickendorf zu
beteiligen.
Wir fordern Transparenz und Aufstockung bei der Vergabe von Mitteln für
dezentrale Kulturarbeit mit nachvollziehbaren Kriterien.
Maßnahmen
Wir möchten dafür sorgen, dass der Bezirk eine aktive Rolle in der
spartenübergreifenden Vernetzung von Kreativen einnimmt und Angebote wie
Kulturfestivals entwickelt.
Das auf Initiative der Reinickendorfer Grünen ins Leben gerufene Wochenende der
offenen Ateliers muss ausgebaut und durch eine dauerhafte Finanzierung
verstetigt und gesichert werden.
Wir wollen bezahlbare Produktionsstandorte anbieten, indem freie Flächen zur
Zwischennutzung freigegeben und durch eine Agentur vermittelt werden, auch die
Vermittlung zwischen Eigentümer*innen und Künstler*innen soll vorangetrieben
werden.
Der Ernst-Reuter-Saal soll publikums- und aufenthaltsfreundlich umgebaut
werden, um Reinickendorfer*innen zu Besuchen anzuregen.
Eintrittspreise für eigene Veranstaltungen des Bezirks sollten so gestaltet
werden, dass sie keine Hürden für den Besuch darstellen.
Wir wollen die Gründung einer Bürgerstiftung für Kultur vorantreiben, die aus
Mitteln des Bezirks und privater Finanziers kulturelle Angebote fördert, die
möglichst vielen Reinickendorfer*innen zugänglich sind.
Städtepartnerschaften sollen zu gelebten Begegnungen werden und der kulturelle
Austausch zwischen den Städten intensiviert werden.
Die Graphothek soll langfristig einen höheren Ankaufsetat erhalten und verstärkt
beworben werden, um die Attraktivität des Ortes zu steigern.
Es soll verstärkt kulturelle Interaktion zwischen jungen Menschen und
Senior*innen gefördert werden.
Power to the people!
Bürgerservice, Beteiligung und Digitalisierung
Wir wollen Politik bürger*innennäher machen, die Reinickendorfer*innen stärker
in politische Prozesse einbinden und durch die Digitalisierung die Verwaltung
effizienter und deren Dienstleistungen für die Bürger*innen leichter erreichbar
machen. Die Digitalisierung soll insbesondere Schulen und Wirtschaft
zukunftsfähig und nachhaltig machen.
Beteiligung ist gelebte Demokratie
Ob für mehr Lebensqualität durch eine menschengerechtere Stadtplanung und
Mobilitätspolitik, für mehr Umwelt-, Klima- und Artenschutz, für eine
Willkommenskultur im Bezirk, für Kinder und Jugendliche, für Senior*innen, für
mehr Sauberkeit gerade in Ausflugsgebieten - wir freuen uns über das vielfältige
Engagement Reinickendorfer Bürger*innen in den verschiedensten Initiativen
unseres Bezirks.
Dies zeigt, dass Menschen insbesondere ihr direktes Lebensumfeld mitgestalten,
ihre Interessen aktiv einbringen und auch Verantwortung übernehmen wollen. Wir
wollen die Bürger*innen stärker in die politischen Prozesse und damit in die
Gestaltung ihres Lebensumfeldes einbinden.
Wir möchten mehr Transparenz bei Planungen und die Bürger*innen bereits in
einem frühen Planungsstadium von Mobilitäts- und Stadtentwicklungsprojekten
einbeziehen. Denn oft nehmen viele Bürger*innen die Vorhaben erst wahr, wenn zu
bauen begonnen wird, und fühlen sich übergangen.
Frühzeitige Bürger*innenversammlungen, Werkstätten und andere Partizipations-
und Informationsformate können hier Abhilfe schaffen. Neben mehr digitalen
Angeboten, wie z.B. mein.berlin.de, sollten bspw. Planungsunterlagen nicht nur
im Rathaus, sondern auch vor Ort einsehbar sein und erläutert werden, damit sich
möglichst viele Betroffene beteiligen können. Beteiligungsbüros in den
Sozialräumen können hier helfen. Zudem wollen wir ein Kinder- und
Jugendbeteiligungsbüro in Reinickendorf einrichten, in dem Kinder und
Jugendliche die politische Arbeit überprüfen, Projekte vorschlagen, erarbeiten
und umsetzen können.
Oft aber bringen sich vorwiegend Menschen in Planungsprozesse ein, die die
entsprechende Zeit und Vorbildung mitbringen. Deshalb möchten wir die bestehende
Repräsentationslücke mit der Einrichtung von Bürger*innenräten schließen. Eine
nach soziodemographischen Kriterien geloste, repräsentative Gruppe beschäftigt
sich mit einem Thema oder einer Fragestellung und erarbeitet, beraten von
Verwaltung und Expert*innen, einen oder mehrere Lösungsvorschläge für die
Entscheidungsträger*innen. So sollen möglichst viele Perspektiven und
Interessen Gehör finden und idealerweise tragfähige Kompromisse gefunden
werden.
Zudem wollen wir die Bürger*innen auch direkt (mit)entscheiden lassen. So sollen
sie im Bezirk oder in einzelnen Kiezen über die Verwendung von Haushaltsmitteln
zur Gestaltung des Umfeldes entscheiden.
Die bisherige Möglichkeit, Vorschläge zum Haushalt zu machen, muss besser
organisiert werden – momentan erfahren zu wenige Menschen von dieser Möglichkeit
und die Fristen sind knapp.
Insgesamt wünschen wir uns eine neue Beteiligungskultur, die alle
Lebensbereiche umfasst.
Die Anhörungsrechte von Beauftragten und Vertretungen sozialer Gruppen wollen
wir von den Ausschüssen auch auf die BVV ausdehnen. Zudem sollen sie auch ein
Antragsrecht erhalten.
Bürger*innen können sich bereits jetzt an Ausschussdiskussionen beteiligen oder
nach der Sammlung von 1.000 Unterschriften einen Einwohner*innenantrag an die
BVV stellen. Diese Partizipationsmöglichkeiten wollen wir bekannter machen und
die Menschen ermutigen, sie wahrzunehmen.
Verwaltung – ist für die Bürger*innen da
Eine gute Verwaltung ist Voraussetzung für eine funktionierende Stadt – dafür,
dass Anliegen und Anträge von Bürger*innen oder Unternehmen schnell bearbeitet
werden, Beteiligung selbstverständlich wird sowie beschlossene Maßnahmen wie
z.B. Fahrradweg- oder Schulneubauten zügig umgesetzt werden.
Zuletzt hat die Corona-Pandemie einmal mehr gezeigt, wie elementar es für uns
alle ist, eine gut ausgestattete, effiziente Verwaltung zu haben. Wir wollen
eine Verwaltung, die besten Service garantieren kann und in der bei jeder
Aufgabe stets alle Abläufe schnell und reibungslos ineinandergreifen.
All das funktioniert nur mit klaren Strukturen, der richtigen Technik,
qualifizierten Mitarbeiter*innen und einer zentralen Steuerung im Sinne
gemeinsamer Standards.
Leider wurde seit Ende der 90er-Jahre über knapp zwei Jahrzehnte das Personal
der Verwaltung stark abgebaut. Deshalb ist die Verwaltung heute nicht so
leistungsfähig, wie wir uns das wünschen. Seit unserem Regierungseintritt auf
Landesebene hat der Senat einen massiven Stellenaufbau im Land und in den
Bezirken betrieben. Diesen personellen und finanziellen Aufbau wollen wir auch
in Reinickendorf fortsetzen.
Durch eine sinnvolle Organisation und die Bündelung von Kompetenzen kann
Bürger*innennähe geschaffen und der Service verbessert werden. Wir freuen uns,
dass der Bezirk unser zunächst kritisch beäugtes Anliegen eines Familienbüros
umgesetzt hat. Nun müssen junge Familien nicht mehr zu unzähligen Stellen gehen,
um die nötigen Formalien zu erledigen und Förderanträge nach der Geburt eines
Kindes zu stellen. Das mobile Familienbüro ist ein erster Schritt, braucht aber
eine permanente Entsprechung im Rathaus und in den Ortsteilen. Dies zeigt
beispielhaft, wie Bürger*innendienste organisiert sein sollen.
Wir möchten neben einem besseren digitalen Angebot (digitales Bürger*innenamt)
dezentrale, gut erreichbare Beratungs- und Servicestellen mit möglichst großer
Angebotspalette.
Werden möglichst viele Standard-Verwaltungsdienstleistungen automatisiert,
können sich die Mitarbeiter*innen stärker um Einzelfälle kümmern.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung wollen wir weiter modernisieren
und die Information der Bürger*innen und den Austausch mit ihnen in den
sozialen Medien weiter verbessern.
Der bereits beschlossene „Zukunftspakt Verwaltung“ ist die Basis der zukünftigen
Verwaltungsentwicklung und der verbesserten Kooperation zwischen Senat und
Bezirken. Ein/e Digitalisierungsbeauftragte/r mit adäquater personeller und
technischer Ausstattung soll die vielfältigen Bemühungen des Senats
koordinieren und Ansprech-partner*in im Bezirk sein.
In den kommenden Jahren wird ein erheblicher Teil der Beschäftigten
altersbedingt ausscheiden, für die anderen stehen große Umbrüche an Die
Transformationsprozesse der kommenden Jahre müssen direkt von den
Mitarbeiter*innen mitgestaltet werden, denn sie sind für die Handlungsfähigkeit
der Verwaltung verantwortlich. Gelebtes Vertrauen und Offenheit zwischen allen
Beteiligten sind notwendig für den langfristigen Erfolg der Transformation.
Dafür brauchen wir Verantwortliche, die eine positive Fehlerkultur in den
Behörden etablieren, damit Defizite identifiziert und behoben werden können. So
werden eingefahrene Handlungsmuster erkannt und verbessert. Uns sind die
Gesundheit und Zufriedenheit unserer Mitarbeiter*innen wichtig. Wir brauchen
nicht nur nette Worte, sondern die Bereitstellung der Mittel, welche sie für
eine effizientere und entlastende Arbeitsbewältigung und angenehme
Arbeitsatmosphäre brauchen.
Nurso können wir - neben einer guten Bezahlung und Entwicklungsmöglichkeiten -
junge, kompetente Mitarbeiter*innen gewinnen.
Außerdem wollen wir künftig mobiles Arbeiten zur Standard-Option machen und
durch Erleichterungen für Quereinsteiger*innen, Austauschprogramme auch mit
europäischen Partnerstädten, Qualifizierungsangebote oder Möglichkeiten, die
Laufbahn zu wechseln, attraktive Perspektiven schaffen. Zudem wollen wir die
Reinickendorfer Verwaltung vollständig digitalisieren und die Mitarbeiterschaft
so divers und auch mehrsprachig aufstellen, wie unsere Stadt auch tatsächlich
ist.
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